Code-for-Germany-Matrix reloaded

03.08.2020 von Claudia Jach

Unser Netzwerk ist viel gewachsen in den letzten Jahren, inzwischen sind wir ca. 500 Ehrenamtliche und der Zuwachs in unserer Community hat uns tolle neue Perspektiven und Ideen ermöglicht. Zusätzlich gab es bei der Open Knowledge Foundation (OKF) Personalwechsel bei den Betreuenden von Code for Germany. Mit diesen Veränderungen haben sich auch die Meinungen und Wünsche zu Code for Germany erweitert oder Schwerpunkte verschoben. Diese Möglichkeit möchten wir nutzen und haben intern einen Prozess angestoßen, in dem wir uns in den nächsten Monaten damit beschäftigen möchten, unsere Ziele zu präzisieren, wie wir diese erreichen und vermitteln möchten und unsere eigenen Organisationsstrukturen als Netzwerk zu verbessern. Kurzum: Wir bearbeiten unsere Matrix.

Zum Auftakt haben wir von Mai bis Anfang Juni 2020 eine Umfrage in unserer Community durchgeführt und gefragt, welche Themen unsere Freiwilligen aktuell bewegen, wie sie ihr Engagement gestalten und was sie sich für die Zukunft vorstellen. Gerade für uns Hauptamtliche sind die Ergebnisse spannend, sie dienen uns als Kompass für die Ausrichtung unserer Aktivitäten und der Angebote, die wir für und mit unserer Community schaffen. Das hier sind einige der Ergebnisse:

Die Bedeutung des Netzwerks

Für Viele mag die Beschreibung, dass Code for Germany ein Netzwerk ist, abstrakt klingen. Dem Netzwerkgedanken liegt zugrunde, dass Informations- und Erfahrungsaustausch untereinander ein zentraler Faktor ist, um politische Arbeit voran zu bringen. In einem Netzwerk kommen Menschen zusammen und teilen ihr Wissen - das ist ein Wert an sich. Bei uns sind das in der Mehrheit immer noch Menschen mit IT-Expertise und Männer. Uns im Hinblick auf unsere Fähigkeiten und Identitäten zu diversifizieren und damit auch unsere Projekte vielfältiger zu gestalten, bleibt deshalb eine wichtige Aufgabe für uns.

Das Netzwerk ermöglicht es unserer Community, zusammen mit anderen Interessierten, an ihren Open-Data-Projekten zu arbeiten. Mit ihren Projekten machen sie auf Missstände aufmerksam und finden praktische Lösungen für gesellschaftliche Probleme. Das Netzwerk ist aber auch die Basis für Lobbyarbeit rund um Offene Daten, Open Government und Civic Tech. Denn je mehr Menschen sich zusammentun, umso besser können wir unsere Anliegen auch bei den politischen Entscheidungsträger:innen einbringen. Bei Code for Germany liegt der Fokus dabei auf der kommunalen Ebene.

Gegenwart und Zukunft des Digitalen Ehrenamts

Die Freiwilligen in der Community sind im Austausch mit ihren Stadtverwaltungen vor Ort, entwickeln Prototypen, um lokal auf den Wert Offener Daten und Freier und Offener Software aufmerksam zu machen und teilen nicht zuletzt ihr Wissen mit dem Netzwerk, Verwaltungen und anderen interessierten Akteur:innen. Ihr Selbstverständnis ist es, Impulse zu setzen für eine nachhaltige, souveräne, transparente (und oft auch Spaß-bringende) Digitalisierung der deutschen Kommunen.

Das alles leisten sie unentgeltlich und in ihrer Freizeit. Dafür ist es unerlässlich, dass wir weiterhin daran arbeiten, den Austausch im Netzwerk motivierend zu gestalten und unsere Willkommenskultur zu stärken. Durch unsere Einbindung in das internationale Code-for-All-Netzwerk haben wir zudem die Möglichkeit, von anderen zu lernen und neue Formate einzubringen.

Die vielen digitalen Prototypen, die in den Labs entstehen, werden zwar gut aufgenommen, häufig fehlt es aber an einer langfristigen Finanzierung und Betreuung, die ehrenamtlich nicht zu leisten ist. Deshalb gilt es auch weiterhin für erfolgreiche Civic-Tech-Anwendungen, Wege der Verstetigung zu finden.

Die Open Knowledge Foundation als Trägerorganisation

Die ehrenamtliche Community ist also das Herzstück von Code for Germany. Das sind Einzelpersonen, Gruppen und unsere Labs, die teilweise auch eigene Vereine sind. Sie alle arbeiten eigenständig in ihren jeweiligen Städten, fühlen sich aber wiederum der Open-Government-Community unter dem Dach der OKF zugehörig. Die OKF hat gegenwärtig zwei Mitarbeiterinnen, die sich vorrangig um die Begleitung des Netzwerks kümmern. Die Hauptanliegen der Community an sie sind die Vertretung und Bewerbung der gemeinsamen Interessen rund und die Durchsetzung von Offenen Daten, die Bedeutung und Verstetigung von Civic Tech zu fördern sowie die Umsetzung von Open Government durch geeignete Öffentlichkeitsarbeit wie z. B. Veranstaltungen zu unterstützen. In diesem Zusammenhang ist es auch die Aufgabe der Hauptamtlichen, das Netzwerk nach innen zu organisieren, beispielsweise im Slack, womit sich die Community miteinander in Verbindung setzt sowie durch persönliche Treffen der Community.

Wie geht es weiter?

Ein sehr klares Ergebnis unserer Umfrage war, dass es nicht die eine Antwort auf unsere Fragen gibt, sondern viele verschiedene Meinungen in der Community. Code for Germany ist ein weitgehend dezentrales Netzwerk. Unsere Community ist deutschlandweit auf 26 Labs verteilt. Das bedeutet aber auch, dass unsere Expertise regional sehr verschieden sein kann. Die Balance zwischen dezentralem Arbeiten und der eigenen thematischen Schwerpunktsetzung der Labs sowie der Vertretung und Organisation des Netzwerks durch die Hauptamtlichen bei der OKF muss beständig neu austariert werden. Unser kleinster gemeinsamer Nenner ist dabei Transparenz durchsetzen zu wollen und Technologien für das Gemeinwohl einzusetzen. Wie der Weg dorthin aussehen kann, werden wir in den nächsten Monaten gemeinschaftlich erarbeiten.