Seit den Corona-Einschränkungen 2020 lädt das OK Lab Berlin online Expert:innen ein um sich gemeinsam zu Open Data Themen weiterzubilden. So wurden zum Beispiel Code for Germany-Projekte und Forschungsergebnisse zur Geschichte von Open Data vorgestellt und diskutiert. Auch nach dem Fallen der letzten Masken ist die Idee geblieben.
Letzten Montag gab es die erste Hybridveranstaltung des OK Labs Berlin im WikiBär und Internet. Diesmal dabei: Johannes Filter, Mitarbeiter bei Algorithm Watch und Teil des Projekts DataSkop. Mitgebracht hat er: Wie wir uns mit Hilfe der DSGVO und Datenspenden gegen TikTok und andere Tech-Konzerne wehren können.
Die DSGVO ermöglicht es allen, die von Plattformen über sie gesammelten Daten anzufragen und herunterzuladen. Im Fall von TikTok handelt es sich dabei vor allem um eine Liste aller angeschauten Videos mit Datum und Zeitstempel sowie jeder Interaktion und Chatnachricht. DataSkop bittet Menschen ihnen diese Daten zu spenden, damit sie Rückschlüsse über Algorithmen,wie die Videoempfehlungsfunktion bei YouTube, oder aktuell die Auswahlfunktion des nächsten Videos bei TikTok ziehen zu können.
Warum diese Algorithmen so relevant sind, wird bei TikTok besonders deutlich, da hier kaum eine manuelle Auswahl von Videos stattfindet sondern lediglich zum nächsten, vom Algorithmus bereitgestellten Video, weiter gewischt wird. 44% der 14-29Jährigen nutzen TikTok mindestens einmal in der Woche. und eine auch auf TikTok selbst virale Frage lautet: warum kennt mich der Algorithmus so gut? Und warum werde ich so schnell süchtig?
Auch politisch ist TikTok umstritten. In den Vereinigten Staaten soll ein Gesetz erlassen werden, das es ermöglicht TikTok generell zu verbieten, nach dem die Installation auf Regierungshandys schon untersagt ist. Detailtiere Informationen zu diesem Vorhaben und den Bedenken gegenüber TikTok finden sich z.B. hier.
Ohne die Black Box „Algorthimus“ aufzubrechen lassen sich beide Themenkomplexe allerdings schwer bearbeten. Genau hier setzt DataSkope an. Mit Hilfe eines „Clients“, einem kleinen Programm, können TikTok-Nutzer:innen ihre Daten sicher spenden. Der „Client“ stellt eine DSGVO-Anfrage an TikTok und verarbeitet die entsprechenden Daten lokal auf dem Computer. Hier werden personenbezogene Daten, Chat-Nachrichten und Informationen über Dritte bereinigt bevor sie an DataSkop übermittelt werden. Als Dankeschön gibt es eine hübsche grafische Aufbereitung des eigenen Nutzungsverhaltens. In bunten Balken kann ich mir so anschauen wie lange ich einzelne Videos, je nach Tageszeit, anschaue oder welche Themen in welcher Woche besonders häufig in meinem Feed vertreten waren.
Bis Ende Mai noch können Datensätze gespendet werden, danach beginnt die wissenschaftliche Auswertung. Vielen Dank für den Interessanten Vortrag Johannes! Eine Aufzeichnung des Vortrags gibt es hier.
Ankündigungen für weitere Veranstaltungen der Reihe findest du bei Meetup. Gerne kannst du dich auch beim OK Lab Berlin melden und Expert:innen oder Themen vorschlagen, die du in Zukunft gerne sehen würdet. Bis bald in Berlin oder im Internet!