A SLAPP in the face – Out in the Open April 2023

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08.05.2023 von Klara Juhl (Code for Osnabrück), Jörg Reichert (Code for Leipzig) et al.

Ganz weit im Norden tut sich etwas Erfreuliches: In der Hafenstadt Flensburg hat ein neues OK Lab eröffnet! Die Gruppe um Aurelius Wendelken und Roald Christesen arbeitet bereits aktiv an mehreren Projekten - z. B. einem Baumkataster und einer Karte mit Unfallorten.

Die Datensätze auf der Plattform Open Parliament TV haben kräftig Zuwachs bekommen. Der Bundestag veröffentlichte die Plenarprotokolle aus den Jahren 2013 bis 2017 im maschinenlesbaren Format. Dadurch stehen auf der Plattform mittlerweile über 58.000 Redebeiträge kostenlos zur Verfügung.

Das Klimawatch-Projekt wurde 2019 ins Leben gerufen. Die Ehrenamtlichen hinter der Initiative befreien Daten zur Lage der Klimaziele in deutschen Städten. Das ist nicht immer einfach: In einigen Städten sind die Datensätze unvollständig, in anderen werden sie in Form von PDF-Dateien geliefert und müssen zunächst maschinenlesbar aufbereitet werden. In einem Blogbeitrag schreibt Nora Titz (OKF) über die derzeitigen Herausforderungen des Projekts und zeigt, wie sich Interessierte bei Klimawatch engagieren können.

Wer mal wieder etwas Interessantes auf die Ohren braucht, kann sich die neue Folge des Radio CityLAB Berlin anhören. Benjamin Seibel unterhält sich eine gute Stunde lang mit Frie Preu: Frie bezeichnet sich selbst als “netter Nerd”, was Fries Tätigkeit jedoch kaum gerecht wird. Als Gründungsmitglied der Organisation CorrelAid ist Frie heute nicht nur Data Scientist, sondern managt auch. Im Podcast kommen auch aktuelle Themen nicht zu kurz.

Verschörhaus

Mitte April informierte uns Verschwörhaus e.V. noch in einem kurzen Update darüber, dass die Stadt Ulm am 19. Januar, also kurz vor Prozessbeginn, beim Deutschen Patent-, und Markenamt (DPMA) einen Antrag auf Anmeldung der Marke “Verschwörhaus” eingereicht hat - bereits im Dezember 2021 wurde von der Stadt versucht, Name und Logo beim Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO) als Marke zu sichern. Am 24. April erging nun das Urteil, das der Stadt im Markenrechtsstreit in allen Anklagepunkten recht gab, wie im folgenden Twitter-Thread, in der Stuttgarter Zeitung und auf Netzpolitik berichtet wird. D. h. der Verein muss sich nun umbenennen. Vielleicht gibt es dann bald ein Casa coniuratorum oder Casa della conspirazione (analog zu Horch/Audi)? Aber Spaß beiseite - was heißt das für ehrenamtliche Gruppen, wie z. B. uns als OK Lab / Codefor-Labs? Müssen wir jetzt unsere Labs markenrechtlich schützen lassen, aus Angst davor, dass die jeweilige Stadt nicht doch ihr “eigenes” Lab unter gleichem Namen gründet und es dann aber ausschließlich mit den ihr genehmen Inhalten und Werten füllt?

Deutschland-Ticket

Seit 1. Mai gibt es mit dem 49 Euro teuren Deutschland-Ticket einen Nachfolger für das 9-Euro-Ticket. Es gilt jedoch nicht in allen Regionalzügen: Auf der Website der Deutschen Bahn heißt es dazu: “Bitte beachten Sie, dass das Deutschland-Ticket grundsätzlich nicht in Zügen, die durch die DB Fernverkehr AG oder andere Fernverkehrsanbieter wie z. B. FlixTrain betrieben werden (z. B. IC, EC, ICE, aber auch RE der DB Fernverkehr AG), gültig ist.” Sie empfiehlt daher Fahrgästen vor Reiseantritt die Verbindungsdetails zu überprüfen, um zu sehen, welcher Betreiber für eine bestimmte Strecke genannt wird.

Die DB Fernverkehr befindet sich aber aktuell “in Gesprächen mit Ländern und Aufgabenträgern”, um Ausnahmen - und damit Vereinheitlichung - auf bestimmten Streckenabschnitten zu erreichen, wie die FR berichtet.

Nicht weniger Verwirrung stiften RE-Verbindungen, die streckenweise als IC verkehren. Auf diesen Streckenabschnitten gilt das Ticket dann nicht. Den umgekehrten Fall gibt es aber auch: ICs, die auf Teilabschnitten als Nahverkehrzug genutzt werden können.

Die jeweiligen Geltungsbereiche gibt es leider auf der entsprechenden FAQ-Seite der Bahn nur als PDF und nicht maschinenlesbar. Alternativ gibt es eine Darstellung der Stecken als Karte, wie sie im Artikel vom Merkur zu sehen ist. Im Artikel wird auch darauf hingewiesen, dass man sich auch nicht auf die DB-Suche verlassen könne, selbst wenn man dort nur nach den Angeboten des “Nah-/Regionalverkehr” filtern würde (weil es eben Regionalzüge gibt, in denen das Ticket nicht gilt).

Weitere Ausnahmen und Besonderheiten, auch je Bundesland, finden sich sowohl auf der Ratgeber-Seite vom NDR als auch bei der Morgenpost.

Schön wäre es, wenn es eine Suchfunktion bei der Bahn gäbe, die nur Verbindungen auflisten würde, für die das 49-Euro-Ticket tatsächlich gilt. Am besten auch als öffentliche API. Aber wie der Nutzer momentum auf Mastodon anmerkt, müssen hier mal wieder zivilgesellschaftliche Initiativen wie bund.dev einspringen, um die Dokumentation und Zugänge für solche APIs bereit zu stellen.

Andererseits ist so viel Komfort und Transparenz vielleicht auch gar nicht im Interesse eines gewinnorientierten Unternehmens.

Dafür besitzt die Deutsche Bahn über 2300 registrierte Web-Domänen, wie aus einem Anhang des Abspaltungs- und Übernahmevertrags zwischen DB-Vertrieb und DB Fernverkehr hervor geht. Robbi5 hat diese Liste nun maschinenlesbar gemacht.

Neuigkeiten aus den Nachbarländern

In Zürich in der Schweiz gibt es neue offene 3D-Datensätze: Neben Einzelbäumen und Wald stehen neue Gebäudedaten zur Verfügung. Über Links im dazugehörigen Twitter-Thread lassen sich diese abrufen.

Um Googles StreetView gab und gibt es immer wieder Diskussionen und datenschutzrechtliche Bedenken. Dass ein solcher Dienst auch mit Open Data funktioniert, beweist der Proof of Concept eines Web Viewers mit Bildern aus Wien. Die Daten stammen aus der Kappazunder Befahrung.

Zurück in Deutschland …

Nur etwas weiter nördlich fand Anfang März der Open Data Day München statt. Nun wurde im Nachgang einer der Vorträge, in dem es um Open Data im Tourismus geht, auf YouTube veröffentlicht.

Die diesjährigen Abiturprüfungen sind in vollem Gange. Besonders beliebt bei der Vorbereitung: Altklausuren aus den vorangegangenen Jahren. Nicht alle Schüler:innen in Deutschland haben allerdings “einfach so” Zugriff auf bereits geschriebene Prüfungen. Nur in Schleswig-Holstein und Niedersachsen können diese kostenfrei heruntergeladen werden. In zahlreichen anderen Bundesländern verdienen Verlage Millionen am Verkauf von Klausuren. FragDenStaat hat deshalb die Kampagne “Verschlusssache Prüfung” ins Leben gerufen, mit der zentrale Prüfungsaufgaben an die Öffentlichkeit gelangen sollen. Jede:r Interessierte kann an der Kampagne mitwirken!

Am 25. April war des Tag des Baumes. Gerade die Bäume leiden unter den Folgen der Klimakrise und den damit einhergehenden langen Dürreperioden. Aus diesem Grund hatte das CityLab Berlin vor drei Jahren mit GiessDenKiez eine partizipative Plattform geschaffen, auf der die Bürger der Stadt Berlin bei der Bewässerung der Bäume unterstützen können. Zeit also für einen Rückblick, aber auch Vorausschau auf die bereits existierenden und sich aktuell in Entwicklung befindlichen Ableger von GiessDenKiez in weiteren Städten. Eine wirkliche Erfolgsgeschichte von Open Source, zivilem Engagement und eben keine Selbstverständlichkeit, wie die (nun verlinkten) Beiträge auf der Konferenz Failed yet successful - Learning from discontinued civic tech initiatives, die Ende April stattfand, zeigen.

LMAA mit LLM?

Auch wenn der Hype teilweise nervt, so kommen wir auch diesmal nicht um das Thema Large Language Models (LLM) drum rum.

So hat Datenschatz einen Chatbot prototypisch aufgesetzt, der auf Basis des Open Source Handbuchs “Öffentliches Gestalten” Fragen rund um die Themen Innovation und Verwaltung beantworten kann. Die Implementierung basiert dabei auf diesem Github-Repo, wie hier erwähnt wird.

Zum Glück gibt es inzwischen auch Initiativen wie Free Dolly: Introducing the World’s First Truly Open Instruction-Tuned LLM, die solche großen Sprachmodelle Open Source bereit stellen, um das Wissen und den Gebrauch dieser Technik zu demokratisieren. Mit huggingface gibt es zudem eine Plattform, um Modelle zu bauen, zu trainieren, zu betreiben und mit anderen zu teilen.

Es wird sich zeigen, welche sinnvollen Anwendungsfälle sich mit den neuen Technologien auch für den Bereich Open Data ergeben werden, z. B. beim Verschlagworten von Inhalten, Erstellen von Kurzzusammenfassungen, oder eben Chatbots. Metas Segment Anything Model (SAM) wird z. B. bei segment-geospatial genutzt, um Satellitenfotos in einzelne Segmente zu zerlegen.

Diese Segmente könnte man als Polygone nun bei geoglify hochladen, stylen - und die so entstandene Karte beliebig als Link teilen. geoobserver stellt das nützliche Werkzeug auf seinem Blog vor.

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