It's the community, stupid! – Out in the Open August 2022

05.09.2022 von Klara Juhl - Code for Osnabrück, et al.

Der richtige Umgang mit Daten will gelernt sein: Die Plattform SMARD.de stellt Informationen zur Stromerzeugung aus Solarenergie zur Verfügung. Nachdem es zu einem Ausfall der Meldungen gekommen war, zeigte ein Dashboard auf der Seite der FAZ unvollständige Daten an. Der FDP-Politiker Torsten Herbst machte sich diese vermeintlich korrekten Angaben in einem Tweet zunutze – daraufhin zeigt der Datenjournalist Patrick Stotz in einem Twitter-Thread “ein Lehrstück für politische Kommunikation sowie verantwortlichen (Daten-)Journalismus”.

Die mühsame Befreiung des Handelsregisters

Für das seit kurzer Zeit kostenlos zugängliche Handelsregister gibt es keine Programmierschnittstelle – oder doch? Nach mehreren ergebnislosen Anfragen an die entsprechenden Stellen liegt dem @bund_dev-Team um Lilith Wittmann nun eine Dokumentation mit einer Schnittstelle vor. Fraglich bleibt, warum die zuständige Behörde diese auf Nachfrage verschwiegen hat. Die Befreiung des Handelsregisters entpuppt sich dennoch als kompliziert; eine Einschätzung darüber, “welche gesellschaftlichen Risiken von solch einem Datensatz ausgehen”, ist bislang schwierig. Daher stellt das Team zunächst einen 100 GB großen Forschungsdatensatz zur Verfügung. Wer daran Interesse hat, kann sich unter Angabe eines Auswertungsansatzes bewerben.

Digitalstrategie

Der aktuelle Entwurf der Digitalstrategie liefert derzeit reichlich Diskussionsstoff. “Ein zaghafter Aufbruch ins Digitale”, so bewertet Markus Beckedahl von netzpolitik.org das Papier und vermisst vor allem das Verständnis der Netzpolitik als Gesellschaftspolitik. Stefan Kaufmann meint, dass weder Open Data noch Open Government genügend Beachtung fänden. Zwar werden im neuen Entwurf sowohl Open Data als auch der im neuen Koalitionsvertrag vereinbarte Rechtsanspruch auf diesen erwähnt – dies passiert jedoch nur in einem Abschnitt.

Neue Vorträge, neue Podcasts

Auf dem Open Data Day 2022 in Moers hielt Stefan Kaufmann einen sehenswerten Vortrag darüber, warum man in Bezug auf Open Data die ‘5-Sterne-Treppe’ als staatliche Behörde vielleicht doch nicht Stufe für Stufe abschreiten sollte und warum die Schaffung von digitaler Infrastruktur immer an erster Stelle stehen muss. Die Slides anderer Vorträge sind auf der Seite des Hackdays 2022 zu finden.

In zwei frisch veröffentlichten Ausgaben des Podcasts “Lage der Nation” beschäftigen sich der Journalist Philip Banse und der Jurist Ulf Buermeyer mit der nur schleppend vorangehenden Digitalisierung deutscher Behörden. Unbedingt in Episode eins und Episode zwei hinein hören!

Knowledge-Graphen mit offenen Daten

Das Tourismusnetzwerk Sachsen hat es sich zur Aufgabe gemacht, tourismusrelevante Daten zu bündeln und in einem frei nutzbaren System zugänglich zu machen. Grundlage ist dabei eine neue Digital-Architektur. Schlussendlich sollen die Daten für eine Nutzung auf Bundesebene aufbereitet und in einem Knowledge-Graphen dargestellt werden.

Die Datenexpertin Katharina Brummer hat im vergangenen halben Jahr an einem Knowledge-Graphen über queere Geschichte gearbeitet. Ziel des Projekts Remove NA war, Lücken über die queere Geschichte in offenen Wissensdatenbanken zu füllen. Die Ergebnisse der Arbeit sowie Informationen zur Vorgehensweise gibt’s sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch zu lesen.

Das Europäische Parlament lädt zum Betatest für seine Datensätze ein. Die Daten befinden sich in diesem Github-Repository und bis November 2022 kann man Feedback über den Github-Issue-Tracker geben.

Und was passiert sonst so?

Neuigkeiten aus deutschen Städten

Nach langem Warten und Druck von Code for Bielefeld wurde das Bielefelder Baumkataster der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Dieses könnte beispielsweise für eine Bielefelder Version von Gieß den Kiez eingesetzt werden.

Die Magdeburger:innen dagegen digitalisieren ihre Daten einfach selbst: Per Crowdsourcing haben Freiwillige anhand einer groben Liste die genauen Standorte aller Magedeburger Wasserpumpen bestimmt. Damit können die Bäume vor Ort einfacher bewässert werden.

In Berlin hat die luftbilder.berlin-App ein Update erhalten und ist dank @jochenklar nun auf dem Stand von 2022. Das Berliner Open Data-Portal hat die Website daraufhin in die Liste ihrer Anwendungen aufgenommen.

Open Data für die Ohren

Eine etwas andere Informationsanfrage hat ein User an das schottische Eisenbahnunternhhemen ScotRail gestellt. Angefragt wurde jede einzelne Ansage, die in den Zügen und Bahnhöfen über die Lautsprecher verkündet wird. Der Datensatz ist ganze zwei Stunden lang und hat kreative Nutzer:innen schon zu einigen Remixen verleitet.

Termine aus der Welt der offenen Daten

Schon einmal vormerken fürs neue Jahr: