Abgeczischt 🚀 – Out in the Open Dezember 2023

08.01.2024 von Jörg Reichert (Code for Leipzig), et al.

Open Data Wissensvermittlung

Bernhard Krabina vom KDZ Zentrum für Verwaltungsforschung aus hat mit Offene Daten der Zivilgesellschaft einen Leitfaden vorgelegt, der Akteur:innen aus der Zivilgesellschaft Grundlagenwissen über offene Daten vermittelt. Zudem werden die wichtigsten Schritte auf dem Weg zur Veröffentlichung von Open Data beschrieben.

Passend dazu kann man sein neu erworbenes Wissen in einem kostenlosen Kurs “Open Data Literacy” noch erweitern und testen.

DCAT-AP und hochwertige Datensätze

Auf Mastodon macht uns Mister Open Data darauf aufmerksam, dass die finale Version der “Usage Guidelines of DCAT-AP for High-Value Datasets” veröffentlicht wurde. Damit ist aus seiner Sicht nun endlich klar, wie die hochwertigen Datensätze ans EU-Portal gemeldet werden müssen.

Von ihm stammt auch der Hinweis, dass man sich nun im Open-Data-Portal Schleswig-Holstein gezielt anzeigen lassen kann, welche Datensatzserien es gibt. Da das Metadatenmodell noch auf DCAT-AP.de Version 1 basiert, fehlen die Informationen über die zeitliche Abdeckung einer Reihe. Eine DatasetSeries DCAT-AP 3 konforme Umsetzung, die dies ermöglicht, ist aber geplant.

Verbreitung und Weiterverwendung von offenen Daten

Aus dem kürzlich veröffentlichen Open Data Maturity Report 2023 geht hervor, dass Deutschland sich zwar verbessert hat, aber trotzdem im Ranking abgerutscht ist, wie GovData auf dem Blog einordnet.

Auf Youtube, bzw. alternativ als Podcast, kann man Sara Petti und Evgeny Karev darüber sprechen hören, wie durch den Einsatz der FrictionlessData-Standards offene (Forschungs-)Daten interoperabler und reproduzierbarer werden.

Lilli Iliev von der Wikimedia erinnert uns an die beiden inzwischen auch schon 10 Jahre alten, aber immer noch aktuellen Handreichungen Freies Wissen dank Creative-Commons-Lizenzen und Open Content - A Practical Guide to Using Creative Commons Licences.

Open Data in der Schweiz

In der Schweiz können öffentliche Verwaltungen neuerdings mit LINDAS (Linked Data Service) ihre Daten in Form von Knowledge Graphs veröffentlichen.

In unserem letzten Blogbeitrag hatte noch der Verweis auf den Open Data Adventskalender von opendata.ch gefehlt. Einige Türchen referenzieren dabei auch auf entstandene Projekte beim Open Data Hackathon in St. Gallen, wie z.B. das Projekt parlerStadtparlament.

Daten-Souveränität und Mobilität

Das Datengesetz der EU (Data Act) soll eine faire Datenökonomie im Internet der Dinge (IoT) schaffen und auch das Gemeinwohl fördern. Aline Blankertz von Wikimedia Deutschland konstatiert allerdings, dass die Verordnung die Zivilgesellschaft überhaupt nicht im Blick habe. Dabei gebe es viele Szenarien, in denen staatliche Akteure mit IoT-Daten Gutes tun können: Verkehrsflüsse umweltschonend steuern, Gesundheits-Versorgungsplanung, Überprüfen der Internet-Breitbandversprechen und das Prognostizieren des tatsächlichen Energiebedarfs - um nur einige zu nennen. Wolfgang Kerber fürchtet eher: “Statt die Herrschaft der Hersteller über die Daten aus IoT-Geräten zu brechen, könnten sie sich ihre Verfügungsgewalt künftig vertraglich fixieren lassen.”

Wie es besser geht, zeigt das Projekt “Datenspenden für ein klimafreundliches Zürich”, das von Mai 2022 bis Ende 2023 lief. Hier konnten Zürcher:innen ihre Bewegungsdaten der Daten-Genossenschaft Posmo spenden. Die Genossenschaft, in der Rolle eines Datentreuhänders, sammelte diese Daten und stellte sie, als ethischer Datenbroker, ihren Projektpartnern wie Hochschulen und Gemeinden, z.B. der Stadt Zürich, gegen Gebühr anonym zur Verfügung. Wie auch dieser Artikel beschreibt, standen Projekte im Fokus, die Daten brauchen, um die Mobilität nachhaltig zu gestalten. Alle Personen, die eigene Daten spenden wollten, konnten bei Posmo Genossenschafter:innen werden und damit dann aktiv mitentscheiden, welche Institutionen die aggregierten Daten und damit die daraus zu gewinnenden Erkenntnisse nutzen konnten. Die weiteren Projektpartner hatten zu keinem Zeitpunkt Zugriff auf die Rohdaten und bekommen nun erst am Ende der Laufzeit die anonymisierten Datenauswertungen. Nun, zum Projektabschluss, wird beleuchtet, aus welcher Motivation heraus Datenproduzent:innen bereit sind, ihre Daten zu spenden.

Crowd-Sourcing kam auch im folgenden Projekt zum Einsatz: Ein Vortrag auf dem 37C3 dokumentiert die jahrelange Odyssee, die Mitstreiter:innen vom “Zentrum für urbane Gerechtigkeit” mit der Luxemburgischen Verwaltung durchlaufen haben, obwohl sie mittels Open Data, erhoben durch Freiwillige in einer Zebrastreifen-Tinder-App, nachweisen konnten, dass 475 Zebrastreifen nicht gesetzeskonform sind. Warum es nun doch noch eine Klage vor dem Verwaltungsgericht braucht, hat auch Netzpolitik hier aufgeschrieben.

Mit der Webseite nachtzugkarte.de, die seit dem 11.12.2023 offiziell online ist, bekommt man eine schöne Übersicht über die bestehenden Nachtzugverbindungen in ganz Europa. Der Datenstand scheint, diesem Mastodon-Thread folgend, wohl zuletzt im Juni 2023 aktualisiert worden zu sein.

Klima

Der GeoObserver hat den Meeresspiegel-Simulator für uns entdeckt. Eine ähnliche Visualisierung hat Mister Open Data für Schleswig-Holstein mit Daten aus dessen Open-Data-Portal erstellt.

Mit der Webseite DigitalCarbonFootprint kann man sich seinen individuellen CO2-Fußabdruck berechnen lassen, der sich allein aus der Nutzung digitaler Dienste ergibt. Dazu passt dann auch die Studie, die errechnet hat, dass das Generieren eines Bildes mit KI-Diensten wie Midjourney oder Dall-E genauso viel Strom frisst, wie das komplette Laden seines Mobiltelefon.

Mehr Zahlen und Grafiken enthält der eben veröffentlichte Monitoringbericht 2023 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel.

Kultur

Anna Gnyp, Christian Gries und Patrick Leiske vom Landesmuseum Württemberg, bzw. Landesarchiv Baden-Württemberg, lassen in ihrem Blogbeitrag das Fachvernetzungstreffen “The LÄND goes Open GLAM: Potenziale offener Kulturdaten und digitaler Teilhabe” vom 23.10.23 nochmal Revue passieren: In den Sessions ging es um Potentiale von “Knowledge as a service” (KaaS), Rechtsfragen, Wiki-Werkzeugketten, Inklusion und Barrierefreiheit, Kurzvorstellungen von Projekten mit Schwerpunkt Teilhabe und Open Data sowie Chancen von Citizen Science.

Auch das Citizen Science-Projekt Datenlaube hatte sich auf dem Treffen vorgestellt. Freiwillige transkribieren und OCR-korrigieren seit 2008 die Scans der circa 18.500 Artikel des ersten deutschen Massenblatts Gartenlaube, das zwischen 1853 und 1945 erschien. Seit Anfang 2019 erfolgt die Erschließung deutscher Wikisource-Dokumente systematisch und offen in Wikidata, um mit Abfragen Visualisierungen und weitere Forschung zu ermöglichen. Im Blog gibt es einen Rückblick auf das vergangene Jahr.

Transparenz

Dieter Plehwe, Forscher am Wissenschaftszentrum für Sozialforschung Berlin und Gründungsmitglied des Vereins LobbyControl, beschreibt, wie sich Hartnäckigkeit am Ende doch auszahlt: 16 Jahre nach Gründung der Nicht-Regierungs-Organisation (NGO) Lobbycontrol wurde 2021 schließlich das Lobbyregister in Deutschland eingeführt. Sein Fazit: “Lobbyregister und die engagierte Arbeit von lobbykritischen Organisationen ändern selbst zwar nichts an der bestehenden Verteilung von Macht und Einfluss, aber sie ermöglichen besseren Einblick in Strukturen und Aktivitäten von Lobbyakteuren und schaffen damit wichtige Voraussetzungen für die Diskussion über weiteren Bedarf an politischen Reformen.” Und Raum für Verbesserung bleibt weiterhin gegeben: Mangels Informationspflichten fehlen weiterhin Angaben zu Inhalten der Lobbyarbeit sowie deren finanziellen Umfang. Auch braucht es aus seiner Sicht bessere Recherchemöglichkeiten zur Arbeit von Stiftungen und anderen einflussreichen Organisationen der Zivilgesellschaft, da hier auch die Grenzen zwischen Expertise und Lobbyismus verschwimmen.

Bundesbehörden machen jedes Jahr zahlreiche rechtlich verbindliche Vorgaben, seien es Verordnungen zum Arbeitsschutz, Tarife der Krankenkassen, Weisungen zum Einsatz von Polizei-Tasern oder Vorgaben für Pestizideinsätze. Dass man für den Abruf solch gesellschaftlich relevanter Informationen bezahlen muss, findet FragDenStaat nicht in Ordnung und veröffentlicht daher das gesamte Gemeinsame Ministerialblatt (GMBl) seit 1950 – insgesamt 2.713 Ausgaben. Im Best of Informationsfreiheit auf dem 37C3 erfahrt ihr mehr über weitere Aktionen von FragDenStaat aus den letzten vier Jahren.

Um Open Government, Bürger:innenbeteiligung, Open Data und Statistik geht es im einstündigen Gespräch mit Oliver Rack in der aktuellen Folge des eGovernment Podcasts: offene Daten für evidenzbasierte Entscheidungen.

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