Gefangen in einer Simulation? – Out in the Open Februar 2025

10.03.2025 von Jörg Reichert (Code for Leipzig)

Wahlauswertung

Die Bundestagswahl ist der ESC des Datenjournalismus was die Auswertung und Aufbereitung der Ergebnisse angeht. Der Ausgang der Wahl selbst, auch hier passt die Analogie, verdient eher ein “Germany: Zero points”. Der Datawrapper Data Vis Dispatch hat einige der schönsten Grafiken weltweit zusammengetragen. Die Rohdaten der Wahl lassen wie gewohnt von der Bundeswahlleiterin beziehen. “Nicht Fläche sondern Menschen wählen”, daran erinnert Campact, so dass “die Realität bunter ist, als es die Schwarz-Blauen Wahlergebnis-Karten vermuten lassen”.

Inwieweit TikTok die politische Meinungsbildung beeinflusst, möchten das Weizenbaum Institut und die Universität Zürich (UZH) herausfinden und haben dazu zusammen mit dem Bayrischen Rundfunk (BR) und der Stuttgarter Zeitung ein Datenspendeprojekt gestartet, bei dem Nutzer ihre TikTok-Daten in anonymisierter und aggregierter Form teilen können.

Aus dem Info-Monitor 2025 der Medienanstalten geht allerdings auch hervor, dass ein Viertel der Bundesbürger Nachrichten bewusst meidet.

Im Influence Industry Project untersucht Tactical Tech, wie politische Kampagnen Daten über Menschen sammeln, um so in Erfahrung zu bringen, wie sie gezielter deren Abstimmungsverhalten beeinflussen könnten.

Psychologische Effekte, wie das Minimalgruppenparadigma, können so von Populisten politisch instrumentalisiert werden, um für sich Vorteile herauszuschlagen. Dabei ist diese Polarisierung frei erfunden, wie Gilda Sahebi in ihrem Artikel analysiert. Sie mahnt: “Es ist Aufgabe von Politik, die Ängste ernst zu nehmen, nicht sie auszunutzen.”

Auf Mimikama hat man deswegen ein Dossier zusammengestellt, wie wie man populistische Taktiken erkennt und wie man gezielt gegen sie argumentieren kann.

Offene Gesellschaft

Mit ihrer kleinen Anfrage “Politische Neutralität staatlich geförderter Organisationen”, die just einen Tag nach der Bundestagswahl veröffentlicht wurde, setzt die CDU unter Führung von Merz und Dobrindt eine erste Duftmarke, wie sie unliebsame Kritiker einschüchtern und mundtot machen möchte. Mit den “551 Fragen zu gemeinnützigen Orgas (oder was sie dafür halten)” wird “die staatliche Demokratieförderung unter Beschuss genommen”.

Statt sich also “selbstkritisch zu hinterfragen, wieso sie bei den Protesten der Zivilgesellschaft gegen Rechts mitgemeint waren”, wird im Papier von “Schattenstruktur, die mit staatlichen Geldern indirekt Politik betreibt” geraunt, also einem angeblichen “Staat im Staate (Deep State)”.

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) übt massive Kritik an diesen “in Fragen gegossenen Unterstellungen”, die von den Beteiligten “nur als Drohung empfunden” werden können.

Die auch in diesem Panorama-Beitrag zur Wort kommende Sophie Schönberger, Professorin für Öffentliches Recht an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, ordnet beim Verfassungsblog ein, dass “das Fragerecht der Fraktionen, das aus Art. 38 Abs. 1 S. 2 GG folgt, ein parlamentarisches Recht zur Kontrolle der Regierung ist”. Da der Großteil der Fragen “sich ausschließlich gegen bestimmte NGOs” richte, hätte daher die Bundestagspräsidentin die Anfrage “zum Schutz der Grundrechte der betroffenen Vereinigungen in dieser Form zurückweisen müssen und nicht veröffentlichen dürfen”.

Die in der Anfrage beschuldigten Organisationen haben inzwischen auch reagiert. Sie hat Correctiv die konkret an sie gestellten Fragen hier beantwortet, da sie nichts zu verbergen haben. Einige der aufgeführten Vereine, wie z.B. die Omas gegen Rechts waren dabei noch nie als gemeinnützig eingestuft gewesen, bekamen somit zu keinem Zeitpunkt staatliche Zuwendungen. Ein der Oma-Mitgründerin war zudem selbst in der CDU und wehren sich nun mit einer Petition. Auch das betroffene Campact hat eine solche gestartet, um “diesen Angriff auf die Zivilgesellschaft abzuwehren”.

Ein Gutes hat die Anfrage, denn sie verschafft (ungewollt) den darin benannten Organisationen mehr Aufmerksamkeit und ist eine Empfehlung für die nächste Spende und das nächste Engagement. Sie lässt sich ergänzen durch die Liste der Mitzeichnenden des offenen Briefs “Genossen­schaften für eine offene Gesellschaft” und den Einträgen in Cividata.

Wer im Glashaus sitzt…

Wer Fragen stellt, sollte sich auch Fragen gefallen lassen, wie z.B. zu “Spenden aus der Wirtschaft oder von parteinahen Stiftungen an den Verein Bundesverband der Deutschen Industrie e.V.”, zu “parteinahen Stiftungen”, zu den vielen e.Vs. beim Wirtschaftwarntag, zu den “irreführenden und rückwärtsgewandten Lobbybotschaften” der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) und anderen “Rechtstreibern”.

“Wenn man Demokratiefeinde finanziert, aber Demokratiefreunde nicht, sagt das viel.”, sagt Eberhard Wolff als Reaktion auf die Recherche des MDRs, dass sich “keine andere im Bundestag vertretene Partei prozentual so stark aus staatlichen Geldern finanziert wie die AfD. So lag der Anteil öffentlicher Mittel an ihren gesamten Einnahmen 2022 bei fast 45 Prozent.”

Um nicht wie das Kaninchen vor der Schlange zu stehen und damit den “Antidemokraten das Feld zu überlassen” heißt es also “handeln statt hadern”, Widerstand durch Informationsfreiheitsanfragen, investigative Recherchen, Beratung, Gegenrechtsschutz und Klagen.

Geschichte wiederholt sich?

Der Titel der Webseite “33%” spielt darauf an, dass “die NSDAP zum Zeitpunkt der Machtübernahme durch Hitler gerade einmal 33% hatte”. “Nur wenn wir uns damit beschäftigen, wie es damals angefangen hat, können wir unsere Demokratie davor beschützen, dass so etwas noch einmal passiert”. Ähnlich wie Luis Haitzer und seine Unterstützenden stellt Michael Kreil in seinem “Schon wieder” die historischen Parallelen gegenüber, so weit sie sich schon ziehen lassen und schreibt sie aber auch als Mahnung fiktiv bis ins Jahr 2030 fort.

Um den Entwicklungen entgegenzuwirken, hat der Verfassungsblog das Justiz-Projekt als Forschungsprojekt initiiert, um auf die Verwundbarkeit der unabhängigen und unparteiischen Justiz in Bund und Ländern aufmerksam zu machen, damit noch frühzeitig entsprechende Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden können.

USA

Das “Project 2025” der Heritage Foundation bildet das Drehbuch, “die USA in einen christlich-nationalistischen Staat umzubauen”. Der von Ehrenamtlichen gestemmte Project 2025 Tracker gleicht die bisher erlassenen Dekrete und Maßnahmen Donald Trumps mit dem 920 Seiten langen Plan ab.

Peter Suber sammelt in diesem Mastodon-Thread speziell Angriffe auf die Forschungsfreiheit, so auch den auf den Nationalen Wetterdienst NOAA, der als Treiber der “Climate Change Alarm Industry” ausgemacht wurde und entsprechend verkleinert und privatisiert werden soll. Wettervorhersagen wird es also nur noch für Regionen geben, für die sich der Aufwand für die Datenerfassung für private Firmen lohnt. Den Klimawandel wird dies nicht stoppen, nur die Fähigkeit sich frühzeitig z.B. beim nächsten Hurrikan vorbereiten zu können erheblich schwächen. Mehr noch, es werden aktiv Daten gelöscht, die Bauern bisher bei der Klimawandelanpassung geholfen haben.

Stattdessen verbreitet der neue Minister für Energie in seiner Antrittsansprache Falschbehauptungen über die in Deutschland angestoßene Energiewende.

Die Webseite der US-amerikanischen Digitalagentur wird in einem Github-Repository gepflegt. 404 Media macht darauf aufmerksam, dass man an Hand der Git-Commits nun in Echtzeit sehen kann, wie sie sukzessive von “woken” Inhalten “befreit” wird.

Als Gegenbewegung werden solche Inhalte von Ehrenamtlichen in Torrent-Netzwerken vor der Löschung gerettet.

Die Grundpfeiler für Amerikas Wohlstand werden für Jahrzehnte beschädigt sein, warnen Forschende, wenn die Einschnitte im Bildungsbereich so weitergehen. Aber scheinbar ist es wichtiger den IQ der Bevölkerung unter dem der Regierenden zu bringen, ähnlich der Verordnung, dass in Washington kein Haus höher als das Capitol sein darf.

Die Meinungsfreiheit, die sie meinen: nämlich nur die eigene, also Hofberichterstattung. Wie gut, dass führende Medien wie die Washington Post sich in den Händen von Milliardären wie Jeff Bezos befinden, und er Meinungen, die dem Narrativ von freien Märkten widersprechen, keinen Raum mehr geben wird. Wobei der Trumpsche Merkantilismus gerade dem Konzept des freien Handels entgegensteht. Aber alles eine Frage des richtigen Neusprechs (gibt auch guten Blog gleichen Namens): Oligopole und Zolle sind freier Wettbewerb.

Alles also im Sinne von König Trump und seinem Größenwahn. Richter, die sich dem entgegenstellen, werden mit Gestapo-Methoden massiv eingeschüchtert.

Transparenz

“Es könnte auf absehbare Zeit das letzte mal gewesen sein, dass es eine progressive Mehrheit im Parlament für echte Transparenz gab”, so urteilt Netzpolitik über die verpasste Chance, das eigentlich schon fertige Bundes-Transparenzgesetz, nicht noch über die Ziellinie gebracht zu haben.

Aber wahrscheinlich fürchtet man sich weiterhin vor zu viel Transparenz, z.B. bei den schnell noch kurz vor Regierungswechsel verbeamteten Mitarbeitenden oder zu den staatlichen Beratungsaufträgen, für die es Dank FragDenStaat nun eine extra Datenbank gibt, um auf den Daten aus den Originaldokumenten suchen zu können. Hätten die Berater:innen ein eigenes Ministerium, wäre es eines der größten.

Digitale Souveränität

Wes Brot ich ess, des Lied ich sing scheint auch das Prinzip bei den Deal-Makern der großen Tech-Firmen zu lauten, denn wie eine Recherche vom Observer ergeben hat, geht Google autokratischen Regimen wie Russland und China gerne zur Hand, ihre Zensurgesuche gegen missliebige Inhalte zu erfüllen. Wenn “Würde” nur noch im Satz “Was würde ich alles für Geld tun” vorkommt.

Auch Regierungen greifen die digitale Souveränität an, wenn sie, wie die britische, Menschen, die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung nutzen wollen, generell unter Kriminalitätsverdacht stellt und nun gegenüber Apple durchgesetzt hat, dass die Option “Encrypted Apple iCloud” (ADP) für Apple-Cloud-Nutzer in Großbritannien nicht zur Verfügung steht. Damit schafft sie gleich auch noch eine Präsedenzfall für andere Staaten.

Fabio Manganiello erinnert daran, dass die amerikanische Tech-Industrie viel stärker von europäischen Talenten abhängig ist, als wir das allgemeinhin glauben. Hätten wir kohärente Förderprogramme in Europa, könnten diese Talente ähnlich erfolgreiche Unternehmen auch auf unserem Kontinent aufbauen. “Die digitale Zukunft selbst in die Hand nehmen” fordern auch Johanna Graf von Germanwatch und Jan-David Franke von Wikimedia Deutschland, um den Gefahren “politischer, medialer und ökonomischer Macht im Bereich von digitalen Plattformen” für die Demokratie effektiv entgegenzuwirken. Denn sonst schreitet der “Digitale Kolonialismus” weiter ungehindert voran, wie z.B. bei der Kontrolle von Unterseekabeln.

Verwaltungsdigitalisierung

Nextcloud wird das Gaia-X-Konsortium verlassen, da vom ursprünglichen Ziel, vergleichbare Cloud-Dienste wie Amazon oder Microsoft zu schaffen, kaum mehr was übrig ist, und die Politik inzwischen auf die neue Initiative 8ra setzt, die Vision, Mission und einzelnen Projekte des IPCEI-CIS vereinen soll. Bleibt abzuwarten, ob man aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat.

Ein Update zum Stand des Sovereign Cloud Stacks (SCS), einer anderen Cloud-Initiative, gibt Felix Kronlage-Dammers von der Open Source Business Alliance (OSBA) im eGovernment-Podcast.

In einem Gutachten kommt der Normenkontrollrat zum Schluss, dass sich das durch föderale Strukturen bedingte Problem der “Aufgabenzersplitterung” bei der Umsetzung der Verwaltungsdigitalisierung auch ohne eine “übergroße Staatsreform” lösen ließe, indem man einfach nur den Spielraum nutzt, den das Grundgesetz lässt. Thomas Fricke ist allerdings skeptisch und verweist auf das Phänomen der “Vorsätzlichen Ignoranz”

Open Source

“Jede kritische digitale Infrastruktur des Staates muss Open Source sein” erwartet die Open Source Business Alliance von der nächsten Bundesregierung, so auch die Software zur Durchführung von Wahlen, wie es der Chaos Computer Club bereits seit 2017 fordert. Und dies muss entsprechend auch im Vergaberecht verankert werden. Dazu braucht es aber auch klarere Kriterien zur Beschaffung.

Der Sovereign Tech Fund teilt erste Details, wie er in die Modernisierung der Kerntechnologie von OpenStreetMap investiert.

Im wöchentlichen Technologie-Podcast “Besser Wissen” war Ende Februar das Prototypfund-Team zu Gast.

Open Data

Der zweite “Open-Data-Fortschritts- und Evaluierungsbericht” kommt zu einem ernüchternden Fazit: ein Großteil der Behörden komme ihren gesetzlichen Verpflichtungen nicht in ausreichendem Maße nach, das Bereitstellungsniveau ist quantitativ und qualitativ sehr unterschiedlich, es fehlen etablierte Prozesse zur Datenbereitstellung, sofern überhaupt ein Überblick darüber besteht, welche veröffentlichungspflichtigen Datensätze überhaupt vorhanden sind. Von einer Datenkultur des “Open by Default” ist man weit entfernt, Open Data hat einfach keine Priorität, rechtliche Unsicherheiten tun ein Übriges.

Auch der von NRW veröffentlichte Erfahrungsbericht zu Open Data beinhaltet aus Sicht der Open Knowledge Foundation Deutschland mehr Fragen als Antworten.

Die auf der neuen Datenplattform in Wuppertal bereitgestellten Messwerte stammen von Sensoren und Messstationen, die von der Stadt und anderen Kooperationspartnern als offene Daten bereitgestellt wurden. Die zunächst als Prototyp gestartete Plattform DigiTal Daten stellt diese in Echtzeit dar. Bürgerinnen und Bürger sind aufgerufen, Feedback zu geben.

In Frankfurt am Main wurde das bisher selbstentwickelte Open-Data-Portal mit der Plattform des Statistikportals konsolidiert.

Daten generell dort auffindbar zu machen und anzuzeigen, wo sie (geografisch) relevant sind, wird im Open Data Forum diskutiert. Es kann nicht sein, dass man als Nutzer die Verwaltungsstrukturen kennen zu müssen und sich die Informationen einzeln zusammensuchen muss, nur weil die verschiedenen Open-Data-Portale strikt nach Verantwortlichkeiten getrennt sind.

Mit dem DCAT-AP.de Analyzer hat Tim Fangmeyer den für das Datenportal Zürich und die Schweiz entwickelten OGD Auto AI Analyzer an den deutschen DCAT-AP.de Standard angepasst. Damit lassen sich die vielen Metadaten in deutschen Open-Data-Portalen automatisiert analysieren und ihre Qualität kontinuierlich sicherstellen.

Auf der Konferenz New Techniques and Technologies for official Statistics (NTTS) in Brüssel wird es vom 11. bis 13. März wieder um neue Technologien und Methoden für die amtliche Statistik gehen. Wahlatlas hat bereits angekündigt, dort etwas über Bienenschwarmdiagramme zur Darstellung von Mieten nach Städten erzählen zu wollen.

Gesundheit

Eine Statistik, die immer mehr Menschen im Geldbeutel spüren: die Eigenanteile in Pflegeheimen sind allein in Hessen 2024 erneut um bis zu 10,5 Prozent gestiegen. Im restlichen Bundesgebiet wird die Entwicklung ähnlich sein.

Auf Open Food Facts wird erklärt, wie die freiwillige farbige Nährwertkennzeichnung auf Lebensmittelpackungen, der sogenannte Nutri-Score, berechnet wird (von der Verbraucherzentrale gibt es auch eine Beschreibung auf deutsch).

Mobilität

Sich zu Fuß fortzubewegen ist an sich auch gesund. Nur leider kommen in Deutschland innerhalb eines Jahres immer noch 400 Zufußgehende in Verkehrsunfällen zu Tode. Die Februar noch verabschiedete Nationale Fußverkehrsstrategie bekennt sich zur “Vision Zero”, also dem langfristigen Ziel, Getötete und Schwerverletzte im Straßenverkehr vollständig zu vermeiden. Was die finnische Hauptstadt Helsinki für Fußgänger:innen und Radfahrende bereits 2019 und für 2024 das italienische Bologna für den Fußverkehr schafften. In Bologna hatte man Januar 2024 auf den meisten Straßen Tempo 30 eingeführt. Die Anzahl der Verkehrstoten insgesamt sank durch diese Maßnahme um die Hälfte.

Mit der App Travelynx kann man seine Reisezeit in Verkehrsmittel (also Busse, Bahnen, Züge) individuell tracken und bekommt so Statistiken zu Reisezeiten und Verspätungen. Optional kann man die Anwendung mit der ähnlich gelagerten App Träwelling verknüpfen.

Das Forschungsprojekt VeriBus der Westsächsischen Hochschule Zwickau (WHZ) möchte mittels KI-gestützter Luftbildauswertungen Haltdaten im ÖPNV verifizieren und korrigieren helfen.

Wie sehr die vorhandene (bzw. auch nicht vorhandene) Radfahrinfrastruktur die Wahl des Fahrrades als Fortbewegungsmittel auch geschlechtsspezifisch beeinflusst, hat dieser Forschungsbericht untersucht.

Umwelt

Merle Riecke, Masterstudentin im Fach Umweltingenieurwesen an der TU Braunschweig, hat den OpenBikeSensor, ursprünglich zur Überholabstandsmessung konzipiert, derart weiterentwickelt, so dass er nun auch die Feinstaubbelastung in der Luft misst, während man mit dem Rad unterwegs ist. In diesem Mastodon-Thread wird skizziert, wie es mit dem Projekt weitergehen soll. Dieser Artikel erinnert daran, dass Feinstaub immer noch das größte umweltbedingte Gesundheitsrisiko in der EU darstellt.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat seine Warnwetter-App um Pollenflugvorhersagen für Allergiker erweitert.

Einen Baum zu fragen, ob er gerade Pollen produziert, kann man zwar mit der App “Hallo Baum” (noch) nicht, dafür kann er die Auskunft zu Alter, Art, Stammumfang, Höhe und Kronendurchmesser geben, denn diese Daten sind in den meisten Baumkatastern hinterlegt. Für die österreichischen Städte Wien und Linz sind diese Daten nun auch verfügbar und somit wird die App für die Menschen ebenfalls nutzbar.

Das Robert-Koch-Institut (RKI) und das Umweltbundesamt (UBA) arbeiten im AMELAG-Projekt zusammen, in welchem wöchentlich die Ergebnisse der aktuellen Abwasserüberwachung veröffentlicht werden. Seit Kurzem wird auch die Belastung des Wassers mit Respiratorischen Synzytial-Viren (RSV) gemonitort. Vor allem bei Babys, Kleinkinder und Älteren können die durch sie hervorgerufenen Atemwegsinfekte schwer verlaufen.

Eine aktuelle Studie untersucht, inwieweit “Umweltbezogene Aussagen über Produkte” Auswirkungen auf das Konsumverhalten von Verbrauchern haben. Sie analysiert außerdem, welche rechtlichen Möglichkeiten es derzeit gibt, Greenwashing vorzubeugen und wie diese Mittel weiterentwickelt werden sollten, um den Verbraucherschutz zu verbessern.

Von der EU-Kommision gibt es hier wenig Unterstützung, im Gegenteil, unter dem Vorwand vom Bürokratieabbau soll die EU-Lieferkettenrichtlinie “vereinfacht” werden, die Rechtsaußen-Fraktionen im EU-Parlament möchten am liebsten den “Green Deal” ganz abräumen. Der Appell Lieferkettenrichtlinie und seine Unterzeichnenden stellen sich dem entgegen und betont, dass diese Richtlinie für fairen Wettbewerb und einheitliche Regeln sorgt und sicherstellt, dass durch Unternehmen Menschenrechte und Umweltstandards global geachtet werden müssen.

Energie

Das kWEEG Dashboard visualisiert die Messdaten einer regionalen Energiegemeinschaft im Waldviertel. Anfang Februar hatte sich diese entschlossen als erste Energiegemeinschaft Österreichs ihre monatlichen Messwerte auf dem opendataportal.at zu veröffentlichen.

Uruguay als kleines Land ohne eigene entsprechende Rohstoffvorkommen war auf den Import fossiler Brennstoffe angewiesen. Nach zahlreichen Stromausfällen 2008 entschloss man sich, um diese Abhängigkeiten zu beenden, fortan massiv auf erneuerbaren Energien zu setzen, indem man es unter anderem auch für Unternehmen attraktiv machte, in diesen Sektor zu investieren. So konnten letztes Jahr 90 Prozent der benötigten Energie aus erneuerbaren Quellen gedeckt werden, im September sogar tageweise zu 100%.

Klima

Der zusammenfassende Bericht des Global Water Monitor 2024 dokumentiert die aktuelle Lage: neue Temperaturrekorde, nahmen Niederschlagsextreme, Überschwemmungen, Dürren und Wirbelstürme in 2024 weiter zu. Wasser-bezogene Katastrophen verursachten 8.700 Tote, vertrieb 40 Millionen Menschen von ihren Wohnorten und verursachte Schadenskosten von mehr als 550 Milliarden US-Dollar. Austrocknende Seen und sinkende Grundwasserspiegel einerseits, Hochwasser durch Starkregenereignisse andererseits. Auch 2025 macht der fortschreitende Klimawandel Extremwetterlagen immer wahrscheinlicher.

Im Januar lag die Temperatur am Nordpol 20 Grad über dem üblichen Mittel und auch über den Schmelzpunkt. Forscher erwarten, dass innerhalb der nächsten zwei Jahrzehnten die Arktis in den Sommermonaten komplett eisfrei sein wird. Wie eine weitere Studie offenbart, sind weltweit seit der Jahrtausendwende die Gletscher um fünf Prozent geschrumpft, die Alpen haben in diesem Zeitraum sogar 40% ihres Gletschereises verloren.

Eine Auswertung der in Deutschland vorgenommenen Klimarisikobewertungen hat ergeben, dass integrierte Analysen einen umfassenderen Überblick über Risikodynamik, (räumliche) Muster und Handlungsbedarfe geben und so praktische Hinweise für die Entscheidungsfindung auf nationaler Ebene liefern können.

Mit einer neuen Methodik hat das Umweltbundesamt die Ausgaben für Klima-Anpassungsaktivitäten an Hand der Auswertung des Bundeshaushaltsplan 2022 geschätzt: nach dieser waren in 255 Haushaltstiteln zwischen 2,1 Mrd. Euro und 3,4 Mrd. Euro für die Anpassung eingestellt. Zwischen 2000 und 2021 sind dagegen laut einer Studie der Bundesregierung mindestens 145 Mrd. Euro klimawandelbezogene Schäden entstanden, meist durch Überschwemmungen und Hochwasser. Jährlich ergeben sich also etwa 6,6 Mrd. Euro als Schadenssumme. Eine vom Deutschen Institut für Wirtschaft (DIW) durchgeführten Studie ergab, dass angesichts steigender CO2-Preise ein sozialer Ausgleich, etwa in Form eines Klimageldes, essentiell für die Akzeptanz solcher Bepreisung sind.

Auch viele Unternehmen bekennen sich zu ihrer Verantwortung und haben einen Appell an die deutsche Politik formuliert, Klimaschutz und Wettbewerbsfähigkeit miteinander zu vereinen, dazu gehören aus ihrer Sicht verlässliche staatlicher Rahmenbedingungen, gezielte öffentlicher Investitionen und politische Unterstützung.

Auch ein von Prominenten unterzeichneter Offener Brief fordert die kommende Bundesregierung auf, Verantwortung für konsequentem Klimaschutz zu übernehmen, für eine Politik einzutreten, die Lösungen statt Polemik präsentiert und sich nicht der rechten Stimmungsmache gegen bezahlbaren Klimaschutz ergibt.

KI

Um die Häufigkeit und die Höhe von Sturmfluten besser vorhersagen zu können, hat die Universität Hamburg eine sogenannte Sturmflut-KI antrainiert.

Das Open-Source Tech-Unternehmen HuggingFace hat eine tabellarische Übersicht der wichtigsten KI-Modelle erstellt, die Tim Fangmeyer noch etwas getunt hat. Es zeichnet sich 2024 ein bemerkenswerter Trend ab: Open-Source-Modelle stehen in enger Konkurrenz zu kommerziellen Modellen.

Das LLM-KG-Bench-Framework ist ein am InfAI e. V. entwickeltes Werkzeug zum automatisierten Bewerten der Fähigkeiten von LLMs mit Wissensgraphen umzugehen, der zugehörige Artikel “Assessing SPARQL capabilities of Large Language Models” wurde nun veröffentlicht.

Mit Aider kann man LLM-assistiert im lokalen Git-Repository programmieren. Zu in Prompts formulierten Programmieraufgaben lädt und installiert Aider über die LLM-API automatisch die benötigten Bibliotheken und kopiert den generierten Code in lokale Dateien. Diese werden durch nachfolgende Prompts entsprechend wieder aufgegriffen und erweitert. Sollte durch eine Änderungsanforderung die Anwendung nicht mehr funktionieren, reicht unter Umständen einfach nur der Prompt “Behebe den Bug”, un der Fehler wird in der bestehenden Codebasis behoben.

Thomas Fricke versucht in seinem Artikel einen Realitätsabgleich für den Ausbau von KI-Rechenzentren. Der sich abzeichnende Energie-, Wasser-, Flächen- und Materialverbrauch hat einen gewaltigen Einfluss auf die Umwelt und stellt damit in einer Kosten-Nutzen-Rechnung den KI-Hype in Gänze in Frage.

Neben diesem Klima-Aspekt stellt die Daten-Gier ein weiteres Problem dar. So kam heraus, dass Meta illegales Torrenting für KI-Training betreibt und dabei 162 Terabyte geklaut hat. Aus Bequemlichkeit, Gewohnheit und Unbedachtheit verdrängen auch viele bei der Nutzung von KI-Systemen (sofern man sie überhaupt als solche wahrnimmt) Datenschutzfragen und teilen unbesorgt personenbezogene sowie firmeninterne Daten, die zunehmend zum Rohmaterial für generative KI umfunktioniert werden. Wasser auf die Mühlen der Post-Privacy-Anhänger wie dem ehemaligen CEO von Google, Eric Schmidt, der bereits 2009 seine weltfremde Haltung zu Privatssphäre offenbarte: “If You Have Something You Don’t Want Anyone To Know, Maybe You Shouldn’t Be Doing It”.

Der am 2. Februar in Kraft getretene AI Act stellt für alle 27 Mitgliedstaaten einheitliche Regeln auf, für welche KI-Systeme in der Europäischen Union (EU) der Verkauf und Verwendung erlaubt oder eben verboten sind.

Kultur

Mit der App GLAMorous Europe lässt sich europäisches Kulturerbe entdecken. Im Interview erzählen Anne und Gerd vom Digitalwarenkombinat über die Hintergründe, z.B. über den Einsatz von Wikidata.

Vom Forschungsprojekt “Konzertleben in Wien 1780–1830” sind auf der Projektseite die ersten Ergebnisse zu sehen, die Metadaten findet man im Open-Data-Portal.

Die Kooperationen zeitgenössischer Musiker:innen bildet der Music Collab Explorer ab. Die Daten dazu stammen aus dem MusicBrainz Projekt.

Beim Narrenschiff handelt es sich um eine spätmittelalterliche Moralsatire, erstmalig 1494 als Buch gedruckt. Der Karl-Berbuer-Brunnen in Köln ist auch unter diesem Namen bekannt, wurde 1987 errichtet und 2023 aufwändig saniert. Ertan Özcan hat nun diesen Brunnen für die ehrenamtliche Denkmalkarte Denkmal 4D Köln als Digitalzwilling aufgenommen.

Recap

Von der NIAM-Konferenz im Januar finden sich nun die Video-Mitschnitte auf der Webseite. Seine Eindrücke von der diesjährigen FOSDEM hat Volker Krause im Blog geschildert. Von den Data Reuse Days 2025 gibt es eine Playlist bei Youtube

Und sonst so?

In der interaktiven Data Detox Bar Experience sollen Teilnehmende lernen, ihre digitalen Gewohnheiten zu hinterfragen und versuchen, ihre Spuren, die sie in der Online-Welt hinterlassen, zu minimieren.

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