(K)ein Bild sagt mehr als 1000 Worte – Out in the Open Juni 2023

03.07.2023 von Klara Juhl (Code for Osnabrück), Jörg Reichert (Code for Leipzig) et al.

(Hinweis: im Text werden zum Teil noch Verlinkungen auf Twitter-Beträge genutzt, diese sind leider seit Juli allerdings nur noch für angemeldete Twitter-Nutzer sichtbar.)

Die Coding da Vinci-Kulturhackathons sind wegweisende Beispiele dafür, wie gut Kultur und Digitalisierung zusammenpassen. Die Teilnehmer:innen der Hackathons entwickelten Prototypen von digitalen Angeboten, welche die Sammlungsobjekte von Kultureinrichtungen auf kreative Weise vermittelten. Nun gibt es ein Coding da Vinci-Playbook: Eine Art Ratgeber oder Anleitung für die Durchführung eines Kulturhackathons. Schritt für Schritt beschreibt das Dokument, wie ein solcher Hackathon organisiert und durchgeführt werden kann. Das Buch kann kostenlos heruntergeladen oder als Paperback bestellt werden.

Auch das Projekt Offene Verwaltungsdaten der Open Knowledge Foundation Deutschland hat sich dem Wissensmanagement rund um OpenData verschrieben und einen Open Data Knowledge Hub gestartet.

Das Paper Transparenzgesetz des Bundes Und “Rechtsanspruch Auf Open Data”: Konzeptionelle Perspektiven Jenseits Der Neuerfindung Des Rades gehört mit Sicherheit mit in diesen Knowledge Hub aufgenommen.

Bislang stammen die in der deutschen Verwaltungslandschaft genutzten Anwendungen meist nur von einzelnen kommerziellen (Standard-)Software-Anbietern. Das ist nicht nur teuer, sondern beschränkt die Freiheit, diese Anwendungen besser an die eigenen Prozesse anzupassen. Ein verstärkter Einsatz von Freier und Open Source Software (FOSS) würde die Verwaltung daher unabhängiger machen. Neben monetären Vorteilen profitiert auch die Gesellschaft von FOSS. In ihrer Kolumne fordern Aline Blankertz und Miriam Seyffarth deshalb ein Umdenken in deutschen Behörden. Andere europäische Länder verfolgen den bevorzugten Einsatz von Open Source-Software (OSS) bereits konsequenter. Dazu zählen zum Beispiel die Tschechische Republik und Frankreich.

Im Juni fand in Karlsruhe die Gulaschprogrammiernacht mit rund 2.000 Teilnehmer:innen statt. Die vielgestaltigen Vorträge der Veranstaltung sind nun online abrufbar. Eine Empfehlung: Marco spricht in seiner Präsentation über die Kommunikation zwischen Zivilgesellschaft und Verwaltung - mit einem besonderen Schwerpunkt auf dem Thema Digitalisierung: “Ich möchte Möglichkeiten aufzeigen, wie wir uns als Hacker:innenszene in die Verwaltungsdigitalisierung einmischen können und warum wir das auch tun sollten”. Thematisch passt dazu auch ein Artikel von Victoria Boeck: Sie fordert eine höhere Datenkompetenz in der Verwaltung, welche die Qualität von bereitgestellten Daten verbessern und die Civic Tech-Szene unterstützen würde.

Berlin war im Juni Veranstaltungsort für die re:publica 23. Auch dort wurden die Vorträge aufgezeichnet und sind nun auf YouTube verfügbar. Darunter befindet sich ein Talk von Marcel Schneuer, in dem es um Open Data auf Bundesebene und die Sprache im Bundestag geht.

Immer häufiger schaffen Redaktionen und Rundfunkeinrichtungen Teams, die sich ausschließlich dem Datenjournalismus widmen. Ganz neu im Boot ist der SWR, welcher zurzeit sein eigenes Data Lab aufbaut: “Denn Daten sind wertvolle Quellen, um die Zusammenhänge unserer Welt verstehbar zu machen”, so SWR-Chefredakteur Fritz Frey. Data Labs haben insbesondere durch die Corona-Pandemie einen kräftigen Aufwind erhalten. Das wohl prominenteste Arbeitsergebnis waren häufig Dashboards. Dabei könnte Datenjournalismus so viel mehr sein: Der Redaktionsleiter Frederik von Castell erzählt in einem Interview im Netzbeschmutzer (S. 14) vom bislang ungenutzten Potenzial.

Dennoch haben Dashboards ihre Berechtigung, wenn sie dazu beitragen, frühzeitig zu erkennen, ob politische Maßnahmen zu den gewünschten Fortschritten führen oder ob weitere oder gar ganz andere Maßnahmen notwendig sind. Seit dem 23. Juni zeigt das Klimadashboard Münster wo Münster hinsichtlich Klimaneutralität steht. Wie aus der Pressemitteilung hervorgeht, werden für die Berechnungen und Visualisierung offene Daten verwendet, die Implementierung des Dashboards selbst wurde unter Open Source-Lizenz veröffentlicht.

Transparency International Deutschland hat die Plattform Integrity Watch veröffentlicht, welche eine vereinfachte Recherche im Lobbyregister ermöglicht. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der grafischen Aufbereitung der Lobbyregister-Daten. Durch einen einfachen Mausklick können die angezeigten Informationen gefiltert oder sortiert werden.

Großartige Neuigkeiten für das Temporärhaus! Der Verein hat eine Förderung von Wikimedia Deutschland erhalten, sodass der diesjährige Betrag für Miete und Nebenkosten abgedeckt ist. Die Renovierung der neuen Räumlichkeiten ist bereits in vollem Gange. Wer mehr über die Location und die Pläne des Temporärhauses erfahren möchte, kann sich ein Interview mit Felix und Jurek anhören.

Der Datawrapper-Blog veröffentlicht schon seit längerer Zeit eine wöchentliche Übersicht mit Datenvisualisierungs-Highlights. Auf der dazugehörigen Seite kann man durch alle vergangenen Zusammenstellungen stöbern.

Mobilität

Das stadtnavi-Projekt der Stadt Herrenberg bringt die Nutzer:innen der gleichnamigen App nachhaltig von A nach B. Die Plattform wurde als Open Source-Anwendung entwickelt und findet bereits einige Nachahmer. Jana Zieger, die Leiterin des Projekts, erzählt in einem Interview von der Geschichte und der Motivation von stadtnavi.

Ein zuverlässiger ÖPNV bleibt in Deutschland noch immer ein Wunschdenken. Die Stuttgarter Zeitung hat nun Pünktlichkeitsquoten der Stuttgarter S-Bahn zusammengestellt. Die Datenanalyse erfolgte auf Grundlage offener Daten des Portals S-Bahn-Chaos.

Sinn und Unsinn eigener Open-Data-Portale

“Braucht jede Kommune ein eigenes Open-Data-Portal?” war das Hauptthema beim 10. Open-Data-Netzwerktreffen am 13. Juni.

Aus Sicht von Karl-Matthias Pick vom Zweckverband Kommunale Datenverarbeitungszentrale (kdvz) Rhein-Erft-Rur ergeben Eigenlösungen für kleine Kommunen keinen Sinn. Das kdvz hat daher ein Portal aufgesetzt, das die Datensätze mehrerer Kommunen bündelt. Die kdvz-Lösung kann auf Wunsch die Daten der Kommunen auch automatisiert einlesen.

In Bielefeld hat man sich dagegen bewusst dafür entschieden ein eigenes Portal zu betreiben. Bürge Uprak, Projektmanagerin für Open Data beim Digitalisierungsbüro der Stadt Bielefeld, erläuterte die Beweggründe dazu.

Das Für und Wider aus beiden Sichtweisen ist hier nochmal zusammengetragen:

Argumente für ein eigenes Portal

  • Ämter sind eher bereit Daten bereitzustellen, wenn es unter einer Stadt-internen Marke läuft, mit der man sich identifizieren kann
  • Hochladen der Daten in eigener Verantwortung
  • Entscheidungshoheit über die Darstellung der Daten (auch in Abstimmung mit lokalen Akteuren aus Verwaltung & Politik, Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft)
  • maßgeschneiderte Funktionen und Berücksichtigung der individuellen Ansprüche an Datensicherheit und -schutz

Argumente für ein gemeinschaftlich betriebenes Portal

  • Ressourceneffizienz (weniger Aufwand und Kosten für die einzelne Kommune, kann sich kompetentes Personal teilen)
  • Datenkonsistenz und -vergleichbarkeit zwischen den Datensätzen der verschiedenen Kommunen
  • Benutzerfreundlichkeit und verminderte Sicherheitsrisiken durch ein professionell gehostetes Portal
  • höhere Sichtbarkeit (für kleine Kommunen)

Letzlich würde die Frage keine so große Rolle spielen, wenn (automatisierte) Prozesse dafür sorgten, dass die Datensätze regelmäßig auf govdata.de - und via Govdata nach data.europa.eu - synchronisiert würden, wie bereits von Open Data Bayern so umgesetzt. Dann sind die Datensätze an zentralen Stellen auffindbar, ohne die regionalen Datenportale kennen zu müssen.

Generell ist die Frage der Auffindbarkeit entscheidend. So ist z. B. GitHub zwar eher als Plattform für kollaborative Software-Entwicklung bekannt, sie lässt sich aber auch als Open-Data-Plattform nutzen. Ein Forscherteam hat daher untersucht, welche Mengen an offenen Daten es bei GitHub in wie vielen Repositories und von wie vielen Personen und Organisationen gibt. Die Ergebnisse sind wiederum auf GitHub veröffentlicht, aber auch im Paper Open Data on GitHub: Unlocking the Potential of AI (pdf) zu lesen.

Leider lassen sich noch keine offene Daten von zivilgesellschaftlichen Organisationen und Vereinen bei govdata.de veröffentlichen, sodass beispielweise Correlaid seine Daten bei GitHub hinterlegt.

Um generell mehr über Chancen für und Hürden von offenen Daten in Non-Profit-Organisationen zu erfahren, wurde inzwischen diese Umfrage gestartet.

Nützliche Erweiterungen für Open-Data-Portale

Im Kanton Zürich kann man neuerdings direkt aus dem Datenkatalog des Open-Data-Portals mit der Datenanalyse starten. Eine entsprechende Code-Vorlage ist für die Programmiersprachen R (als R Markdown) und Python (als interaktives Jupyter-Notebook) in jedem Datensatz verlinkt.

Die Zuordnung von Open Data zur Taxonomie im kommunalen Musterdatenkatalog unterstützt dieses kleine Tool: Einfach Titel des Datensatzes eingeben und es erscheinen Vorschläge zur Einordnung.

Leander Seige von der Universitätsbibliothek Leipzig hat eine Lösung gebaut, um offene Bilder über IIIF-Manifeste bereitzustellen, für die er auch auf der Dataweek in Leipzig ausgezeichnet wurde und anschließend präsentiert hat. Mister Open Data hat das zum Anlass genommen, sich in einem Blog-Eintrag grundsätzliche Überlegungen zu machen, wie man mit Bildern in Open Data Portalen umgehen sollte.

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