Willkommen zu einer weiteren Ausgabe von Out in the Open. Aufgrund des sommerlichen Wetters gibt es dieses Mal ein bisschen weniger Inhalt als sonst. Wir hoffen, dass ihr trotzdem Gefallen an den News findet, die wir diesen Monat für euch zusammengetragen haben. Solltet ihr selbst spannende Themen finden, freuen wir uns wie immer über eine Nachricht.
Das Land Hessen plant, Geodaten der Landesverwaltung in Zukunft kosten- und lizenzfrei zur Verfügung zu stellen. Ein interessanter Schritt von einem Bundesland, das sich bisher mit seinen Vorstößen zum Informationsfreiheitsgesetz nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat. Spannend für die Open-Data Community ist hier vor allem der Verzicht auf einen - rechtlich sowieso fragwürdigen - Lizenzhinweis. Dieser Verzicht erlaubt eine freie Nutzung der Daten in Projekten wie etwa Wikidata und OpenStreetMap.
Dass Daten nicht das neue Öl sind, ist in der Open-Data Szene inzwischen weitgehend akzeptiert. Wikimedia spricht schon länger davon, dass Daten das neue Grundwasser sind. Rufus Pollock widerstrebt es, überhaupt Vergleiche mit der Realität zu ziehen, weil sich Daten – anders als physische Güter – fast endlos kopieren lassen. Im Guardian ist jetzt ein weiterer Kommentar zum Thema Daten als Öl erschienen. Der Titel: Data isn’t oil, whatever tech commentators tell you: it’s people’s lives.
Das MIT GOVLAB hat einen Text mit dem Titel Dont’ Build It. A Guide for Practitioners in Civic Tech veröffentlicht. Der Artikel spiegelt eine Erkenntnis wieder, die wir auch im codefor.de-Umfeld immer wieder diskutieren: Es sollte unbedingt vermieden werden, die Entwicklung einer App als Lösung eines sozialen Problems anzusehen. Der Artikel liefert Alternativen zur direkten Anwendung von Technologie auf ein Problem, zeigt aber auch auf, wie man sinnvoll Strukturen aufbauen kann, mit denen hilfreiche Software entwickelt und validiert werden kann. Wer als Medium Podcasts bevorzugt, findet bei Stackoverflow eine Folge mit dem Autor des Artikels Luke Jordan.
Das Land Nordrhein-Westfalen nutzt das Potenzial von Geodaten für Krisensituationen: Die Software KriSiGEO NW ist nicht nur so konzipiert, dass sie von Laien genutzt werden kann, sie ist auch für den Offline-Betrieb geeignet. Im Falle eines sogenannten „Blackouts“ mit einem Netzausfall können so weiterhin nützliche Geodaten abgerufen werden – zum Beispiel topographische Karten, Luftbilder oder Standorte von Krankenhäusern. Der Datenbestand beinhaltet zudem anonymisierte Einwohnerdaten, die aus dem Zensus abgeleitet wurden. Die Anwendung wurde von der Abteilung Geobasis NRW der Bezirksregierung Köln entwickelt und richtet sich an Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS). Diese können sich per Mail kostenfrei für die Nutzung registrieren. Einen Überblick über die Daten gibt es hier.
Im Berliner Abgeordnetenhaus gab es eine weitere schriftliche Anfrage zum Thema Open Source in der Verwaltung. In der Anfrage geht es sowohl um Software für Fachverfahren als auch um Standardsoftware, die in der Verwaltung eingesetzt wird.
Staatliche Daten für die Allgemeinheit verfügbar zu machen ist oft gar nicht so einfach, besonders, wenn die zuständigen Behörden auf Zeit spielen: In seinem Vortrag auf der FOSSGIS 2021 berichtet Johannes Kröger von seinen mehrfachen Versuchen seit 2018, über fragdenstaat.de das digitale Oberflächenmodell der Stadt Hamburg öffentlich verfügbar zu machen. Nach langem Warten liegt die Anfrage nun seit Februar 2021 beim Rechtsamt der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen. Die Bearbeitung des Falls wurde zuletzt für das Frühjahr versprochen. Auch diese Frist ist mittlerweile abgelaufen.
AccesLibre erleichtert Menschen mit Handicap die Planung von Reisen und Ausflügen. Die Nutzer:innen müssen lediglich eine Adresse eingeben und erhalten im Umkreis eine Liste von Ausflugszielen. Besonders nützlich sind die Informationen zur Barrierefreiheit. Die Plattform gibt nicht nur Auskunft über sanitäre Anlagen oder die Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln, sondern auch über weitere relevante Daten - wie die Türbreiten des Gebäudes oder die Erfahrung des Personals im Umgang mit Menschen mit Beeinträchtigungen. Die Informationen berücksichtigen zudem gleich mehrere Handicaps.
Eine ähnliche Plattform, die sogar weltweit Daten erfasst, ist Wheelmap. Dort können Orte erfasst und hinsichtlich ihrer Rollstuhlgerechtigkeit bewertet werden. Auch Wheelmap setzt auf die Mitarbeit seiner Nutzer:innen – jede:r kann Ausflugsziele eintragen und beurteilen. Im Gegensatz zu AccesLibre sammelt die Plattform (wie der Name schon sagt) ausschließlich für Rollstuhlfahrer:innen relevante Daten.
Und sonst so?
“Offene” Saatkerne? Was auf den ersten Blick vielleicht merkwürdig klingt, hat einen ernsten Hintergrund: Ein Großteil unseres Saatguts wird von nur wenigen Großkonzernen kontrolliert. Open Source Seeds will dagegen angehen und den freien Zugang zu Saatgut garantieren. Die Organisation stellt Saatgut unter eine Open Source Lizenz, sodass es vor Patenten geschützt und als Gemeingut bewahrt wird.