Leere Hüllen – Out in the Open Mai 2023

01.06.2023 von Klara Juhl (Code for Osnabrück), Jörg Reichert (Code for Leipzig) et al.

Wir dürfen uns über ein neues Open-Data-Portal freuen! In Bayern ist vor Kurzem die Plattform opendata.bayern ans Netz gegangen und ist somit die erste zentrale Anlaufstelle für offene Daten des Bundeslandes. Das Portal wird Schritt für Schritt mit Daten befüllt. In den weiteren Entwicklungsprozess sollen außerdem das Feedback der Nutzer:innen und der Open-Data-Community fließen. Es ist nicht der erste Versuch für ein Open-Data-Portal in Bayern, wie aus einer Präsentation von 2015 hervorgeht. Bereits 2011 startet opendata.bayern.de als Eigenentwicklung und 2015 opendata.bayern auf Basis von CKAN. Viele Daten aus dem jetzigen Portal kennt man auch schon vom Open-Data-Bereich im Geodaten-Portal. Dieses wird vom Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung (LDBV) betrieben, die 2021 nicht so witzig fanden, dass Geodaten von Häusern Open Data gestellt wurden und ein Verfahren gegen Markus Drenger einleiten ließ. Dieses wurde, wie Markus selbst berichtete, aber nun zum Glück eingestellt.

Auch der Musterdatenkatalog der Bertelsmann Stiftung hat Zuwachs bekommen: Über 100 deutsche Kommunen sind als Neulinge in den Datenbestand aufgenommen worden. Der Katalog bietet einen Überblick über offene Daten aus kommunalen Quellen. Eine Überarbeitung der verwendeten Taxonomie verbessert zudem die Auffindbarkeit der Datensätze.

In Hamburg hingegen bastelt man sich die offenen Daten noch etwas arbeitsreich zusammen: Wer eine aktuelle Liegenschaftskarte haben möchte, erstelle diese aus 12 Gigabyte XML-Daten und hunderten Einzeldateien. @datenschatz hat sich diese Mühe gemacht. Achim Tack hat die Daten im Anschluss für eine nach Baujahr kategorisierte Kartendarstellung aufbereitet.

Im April fand auf der Data Excellence Konferenz in Wien ein Treffen der OGD D-A-CH-LI-Kooperation statt. Inhaltliche Schwerpunkte waren u. a. die Zukunft von OGD-Portalen, die Nutzung von Data Spaces und die Planung eines Dreiländer-Open-Data-Hackathons. Nun steht ein detaillierter Veranstaltungsbericht zur Verfügung.

Ein offenes Stück Geschichte

Obwohl sie ein elementares Stück Geschichte ist, haben sie bislang nur wenige gesehen: Die Urschrift des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland. Nach einem erfolgreichen Antrag auf Grundlage des Informationsfreiheitsgesetzes ist das bedeutende Dokument nun digital und frei verfügbar. In einem dazu passenden Artikel auf netzpolitik.org fordert Franz Böker, dass auch weitere symbolträchtige Dokumente “den Weg heraus aus den Archiven und rein ins Licht der Öffentlichkeit finden”.

Mittel für das Dateninstitut

Das Dateninstitut des Bundes nimmt zumindest monetäre Formen an: 30 Millionen Euro hat der Bundestag nun für die “Denk- und Umsetzungsfabrik” freigegeben. Das Institut solle die “gemeinwohldienliche Datennutzung vorantreiben” - so steht es im Konzept. Noch sind nicht alle davon überzeugt, dass die Pläne des Instituts umgesetzt werden, insbesondere in absehbarer Zeit. “Lass uns vielleicht erstmal über Metadaten reden und die eigentlichen Daten kommen dann irgendwann später… vielleicht”, kommentiert @_stk die Begleituntersuchung der Gründung.

APIs - eine Abkürzung, viel Potenzial

API - diese Abkürzung taucht in der Open-Data-Szene immer wieder auf. Hinter den drei Buchstaben verbirgt sich ein Konzept, welches als Erfolgsfaktor in der Digitalisierung gilt. Der Datenwissenschaftler Thomas Lo Russo erklärt in einem Blogpost, was eine API ist und warum sie als so unabdingbar für den digitalen Wandel gilt.

In zahlreichen Open-Data-Projekten werden APIs bereits eingesetzt. Nicht immer ist es leicht, den Überblick über existierende APIs zu behalten, und teilweise scheinen sie ein gut verstecktes Dasein zu führen. Portale wie bund.dev helfen bei der API-Suche. Ganz neu ist ein Python-Package, welches einen einfachen Zugriff auf hochwertige staatliche Datensätze ermöglicht.

Out in the Open International

Das in Herrenberg gegründete Projekt Stadtnavi ermöglicht den Nutzer:innen eine umweltfreundliche Routenplanung. Die Entwicklung erfolgte auf Grundlage der Open Source-Plattform Digitransit. Diese wiederum hat ihren Ursprung in Finnland und wird mittlerweile auch in anderen Ländern aktiv genutzt, zum Beispiel in Italien und Rumänien. In einer Kooperation aus deutschen und bolivischen Freiwilligen wurde zudem die Trufi-App aufgebaut, eine mobile Version des Stadtnavis. Die Projekte zeigen: “Open” funktioniert auch wunderbar über Ländergrenzen hinweg.

In Nigeria haben die Teilnehmer:innen des Women Environmental Programme (WEP) ihren Open Data Day 2023 gefeiert. Der Schwerpunkt der Veranstaltung lag auf Themen rund um Open AI für den Umweltschutz. Einen englischsprachigen Nachbericht gibt es hier.

Nicht zuletzt wegen der Inflation achten viele Verbraucher:innen zurzeit vermehrt auf die Einkaufskosten. Wie schön wäre daher eine Suchmaschine eigens für Lebensmittelpreise? In Österreich hat Mario Zechner eine Anwendung dafür gebaut, dessen Quellcode auf GitHub verfügbar ist. Die Applikation war zeitweise auf heisse-preisse.io verfügbar, ist wegen rechtlicher Bedenken zurzeit aber wieder offline. Ein solches Tool wäre auch für den deutschen Markt wünschenswert, jedoch ist vermutlich auch hier mit “rechtlichem Gegenwind” zu rechnen.

Neuigkeiten aus dem Temporärhaus

Wer den markenrechtlichen Streit rund um das Verschwörhaus mitverfolgt hat, weiß: Der Stadt wurde vor Kurzem in allen Anklagepunkten Recht gegeben und der dazugehörige Verein musste sowohl seinen Namen als auch seine bisherige Location aufgeben. Nun hat der Verein einen neuen Namen: Das Temporärhaus! Und: Gemeinsam mit dem “Haus der Nachhaltigkeit” zieht das Temporärhaus in neue Räumlichkeiten. Während in Villarriba also hart daran gearbeitet, bald wieder inhaltliches Programm anbieten zu können, wird in Villabajo noch im Sandkasten gespielt.

Für Augen und Ohren

Vom kommunalen Open-Data-Barcamp in Köln gibt es ein kurzes Video. Die Veranstaltung “Bundestransparenzgesetz & Recht auf Open Data – it’s a Match!” kann komplett nochmal nachgeschaut werden. Wikidata: The Making Of blickt auf die letzten 10 Jahre von Wikidata zurück. In der aktuellen Folge des eGovernment Podcasts geht es um die verschiedenen Möglichkeiten, wie die Beschaffung von Open Source Software in der öffentlichen Verwaltung durch Gesetze und Verordnungen unterstützt und besser geregelt werden kann.

Open Source

Als einer der Finalisten beim diesjährigen Innovation in Politics Awards wurden die Macher hinter openparliament.tv zur Frage, warum Parlamentsdaten Open Data gestellt werden sollen, interviewt.

Am Pfingstmontag ist mit Magdeburg giesst eine weitere Adaption der Anwendung Gieß den Kiez aus Berlin online genommen wurden, nach dem Leipzig giesst bereits 2021 als erster “Klon” an den Start gegangen ist.

Zum Abschluss noch der Hinweis auf Gina Neffs Vortrag, bei Netzpolitik auch nochmal schriftlich zusammengefasst zu finden. Sie mahnt uns: “Die falsche Vorstellung, dass es da draußen eine irgendwie natürliche und objektive Datenrealität gibt, spielt in eine Reihe politischer und kultureller Entscheidungen hinein. Entscheidungen darüber, wer die Macht über die zu treffenden Entscheidungen haben soll.”

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