Keine Zeit für Opportunisten – Out in the Open Mai 2024

14.06.2024 von Jörg Reichert (Code for Leipzig)

Informationsfreiheit

Wie steht es um Transparenz und Informationsfreiheit in Deutschland? Darüber gibt Arne Semsrott als Interview-Partner in der aktuellen Folge des Podcasts “Dicke Bretter” Auskunft. In der Videoreihe “Fragen & Antworten - Auskunftsrechte kennen & nutzen” wird unter anderem auf das Recht hingewiesen, Anfragen nach Informationsfreiheitsgesetz (IFG) stellen zu dürfen, inzwischen auch auf EU-Ebene. So musste jüngst das EU-Parlament Abrechnungen-Daten zu einem griechischen EU-Abgeordneten offenlegen, der, obwohl er wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung derzeit im Gefängnis sitzt, weiterhin Zugriff auf Geldtöpfe hat. Das Urteil des Europäischen Gerichts, die diese Herausgabe möglich gemacht hat, könnte weitreichende Folgen haben, denn bisher waren Unterlagen zur Ausstattung von EU-Abgeordneten, also auch zu Abrechnungen von Reisekosten, üppigen Tagegelder oder Zahlungen an Mitarbeiter*innen seit Jahrzehnten geheim. Deswegen ist es so wichtig, seine Rechte zu kennen und beharrlich zu bleiben, da informationspflichtige Behörden immer wieder nach Ausflüchten suchen, nicht zu antworten. Tania Röttger und Vera Deleja-Hotko sehen daher Auskunftsrechte als Game Changer bei investigativen Recherchen und berichten aus der Praxis in ihrem Vortrag auf der re:publica.

Stehen neu zu beschließende Gesetze oder Gesetzesänderungen an, steht zivilgesellschaftliche Verbände das Recht zu, ihre Expertise einzubringen. Die Auswertung der Daten der letzten beiden Legislaturperioden hat allerdings ergeben, dass die dafür zugestandenen Reaktionszeiten viel zu kurz bemessen sind. So wurde in zwei Drittel der Fälle die Stellungsnahme bereits in in weniger als 20 Arbeitstagen erwartet, in der Hälfte davon sogar schon nach nur knapp zehn Tagen. Jeder fünfte Fall ließ nur Antworten innerhalb von fünf oder noch weniger Tagen zu. Wie viel Zeit für diese Kontrolle eingeräumt wird, entscheiden die Ministerien selbst. Solche zu kurz angesetzten Fristen lassen den Eindruck entstehen, dass die Ministerien an der fachlichen Meinung der Verbände nicht wirklich interessiert sind, wohl wissend, dass zivilgesellschaftliche Organisation zumeist gar nicht die Personalstärke haben, sich so schnell durch die Gesetzestexte zu arbeiten. Ganz im Gegensatz zu Großfirmen, die ganze Abteilungen für Lobbyarbeit haben. Wie diese versuchen, ihre Interessen in Brüssel durchzusetzen, zeigt der EU-Lobbyreport 2024 von Lobbycontrol.

Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) bietet neuerdings eine Übersicht über alle finanzierten Projekte seit 1977 aufgliederbar nach Ort, Sektoren, Nachhaltigkeitszielen und beteiligten Partnern.

Ebenfalls neu ist die Suchmaschine für die Tätigkeitsberichte der Datenschutzbehörden. Auf dieser privat betriebenen Webseite kann man die dokumentierte Arbeit aller 16 Datenschutzbeauftragten der Länder, die des Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit, aber auch von den jeweiligen Beauftragten der öffentlichen Rundfunkanstalten und der katholischen Kirche anschaulich durchsuchen. Das von der Stiftung Datenschutz bereitgestellte Datenschutz­Archiv kann zudem auch auf den Tätigkeitsberichten seit 1971 suchen.s

Journalismus

Die Ampel-Koalition hatte in ihrem Koalitionsvertrag versprochen, “Rechtssicherheit für gemeinnützigen Journalismus” zu schaffen, der bisher der Rechtsauslegung der verschiedenen Ämter ausgeliefert ist. Passiert ist seither wenig. Nun wurde dem Volksverpetzer, einem Blog gegen Desinformation, Ende April vom Finanzamt die Gemeinnützigkeit entzogen, die es ihm 2021 noch bestätigt hatte. Wie Netzpolitik berichtet, hat das Forum Gemeinnütziger Journalismus darauf hin diese Petition gestartet. Bereits letzten November hatte das Forum einen offenen Brief formuliert, der aber offensichtlich wenig Wirkung zeigte. Nun haben mehrere Stiftungen einen neuen Offenen Brief mit gleichen Anliegen veröffentlicht. Auch die Wikimedia erinnert in diesem Zusammenhang an ihr Positionspapier zur Gemeinnützigkeitsreform aus letztem Oktober. Auf Telepolis wird über die Schwierigkeit diskutiert, Gemeinnützigkeit von Eigeninteressen abzugrenzen. So ist es gemeinnützigen Organisationen grundsätzlich nicht erlaubt, sich (partei-)politisch zu betätigen.

Unabhängiger Journalismus, finanziert durch Spenden und/oder Mitgliedbeiträge, der nicht abhängig von Werbeeinnahmen ist, ist unabdingbar. Gerade im lokalen Journalismus nimmt die Vielfalt immer weiter ab, es gibt immer mehr Städte und Landkreise, die zu den so genannten Einzeitungskreisen zählen. In solchen gibt es nur einen Anbieter einer Tageszeitung mit all den Folgen für Qualität und Meinungsvielfalt.

Netzpolitik, correctiv, Krautreporter, Riffreporter, Perspective Daily dagegen sind gute Beispiele für spenden- bzw. mitgliederbasierten Journalismus. Für generelles Crowd-Founding und Publishing gibt es auch Plattformen wie Steady, die Förderungen einzelner journalistischer Projekte ist auch bei Riff möglich.

Das Subscribe to Open (S2O) Modell erlaubt es auch wissenschaftlichen Magazinen ihre Artikel als OpenAccess unter Creative-Commons-Lizenz bereitstellen, wenn genügend Bibliotheken, aber auch andere jährliche Abonnenten die Zeitschriften kaufen. Für französische Mathematik-Journal hat es sich dieser Ansatz jedenfalls als Erfolgsmodell herausgestellt.

Open Data

Angelehnt an das Transparenzranking hat die Open Knowledge Foundation (OKF) die Open-Data-Landschaft in Deutschland systematisch an Hand sechs Kriterien für Stand 2023 bewertet. Die Auswertung fördert erhebliche Unterschiede zwischen den Bundesländern zu Tage. An der Spitze steht Schleswig-Holstein, die sich z.B. auch schon um Linked Data kümmern. Hier gibt es allerdings ebenfalls wie in alle anderen Bundesländer sowie im Bund aktuell kein subjektiv-öffentliches Recht auf Bereitstellung von Daten. Die Hoffnung stirbt zuletzt, dass der Rechtsanspruch zu mindestens auf Bundesebene, wie er im Koalitionsvertrag versprochen ist, in dieser Legislaturperiode noch kommt, aber sie stirbt wohl am Ende doch, wenn man sieht, dass die Bundesregierung schon allein bei der Durchsetzung des Daten-Governance-Gesetzes (DGA) Bundesregierung die Auflagen nicht erfüllt und nun von der EU-Kommission abgemahnt wurde.

Beim DGA geht es darum, dass Bürger und Unternehmen ihre Daten “zum Wohl der Allgemeinheit” freiwillig bereitstellen können. Dazu müssten sich diese Organisationen bei ihrer jeweiligen nationalen Regulierungsbehörde registrieren und ihre Daten in eine nationale öffentliche Datenbank können. Bisher wurde aber weder der Intermediär als zentrale Informationsstelle benannt (wäre sehr wahrscheinlich die Bundesnetzagentur) noch die zugehörige Datenbank eingerichtet. Im Europäischen Register für geschützte und im Besitz öffentlicher Stellen befindliche Daten (“European Register for Protected Data held by the Public Sector” – ERPD) tauchen solche Daten entsprechend für Deutschland nicht auf.

Bayerns Open-Data-Portal open.bydata auf über 6.500 Datensätze von mehr als 75 Datenbereitstellern angewachsen. Nun soll ein Kompetenzzentrum für Open Data, das open bydata competence center, aufbaut werden. Über dieses sollen sich Beratungen zu Datenqualität, Linked Open Data, automatisierte Metadaten-Optimierung buchen lassen sowie Handreichungen und Informationsmaterialien bereitgestellt werden. Neben dem Gewinnen neuer Datenbereitsteller will man auch beim Anfragen von Daten für konkrete Projekte unterstützen sowie Use Cases und Best Practices sammeln.

In Rahmen einer Studie wurden Befragungen und Workshops durchgeführt, um die Open Data Strategie der Stadt Wien erneut zu evaluieren. Wesentliche Empfehlungen zielen auf Bekanntermachen, z.B. durch gezielten Einsatz in Bürgerbeteiligungsprozessen, Senken von Nutzungshürden (Usability) sowie Schulungen zur Förderung der Nutzung offener Verwaltungsdaten durchzuführen.

Das Umweltbundesamt hat sein Pilotprojekt zum Data Cube gestartet um den Zugang zu offenen Daten zu verbessern. In einem Data Cube werden die Daten als Elemente eines mehrdimensionalen Datenwürfels angeordnet. Die Dimensionen beschreiben dabei die Daten aus verschiedensten Perspektiven..

Am 30. Mai fand der 11. Berlin Open Data Day statt. Die gesammelten Präsentationen können hier angesehen werden.

Die EU hat eine Liste von Hackspace - leider nur unvollständig und veraltet, wie man hier im Thread liest.

Open Source und Open Hardware

In der Schweiz verpflichtet das neue E-Gov-Gesetz Behörden dazu, viele IT-Lösungen quelloffen zu entwickeln. Auf der Fachtagung Transform 2024 ermahnte Amanda Brock, CEO von Open UK, in ihrer Keynote: “Wenn Open-Source-Projekte scheitern, liegt dies nicht an Open-Source-Software, sondern daran, dass wir nicht verstanden haben, wie wir sie beschaffen und pflegen müssen”. Sie bedauere, dass derzeit öffentliche Verwaltungen primär nur wegen aus Kostengründen auf Open Source wechseln, statt wegen der Stärke, sie kollaborativ (weiter-)entwickeln und warten zu können. Ein solches Umfeld wird derzeit aber nicht ausreichend gefördert.

Derweil explodieren in Deutschland die Kosten für Lizenzen für Computerprogramme und IT-Services: alle Ressorts der Bundesregierung haben 2023 zusammen 1,2 Milliarden ausgegeben, eine Steigerung von 57 Prozent zum Jahr 2022, als die Kosten noch bei 771 Millionen Euro lagen. Auch die Microsoft-Lizenzen bleiben mit 197,7 Millionen Euro auf hohen Niveau und sanken nur leicht gegenüber 2022 (da noch 209 Millionen Euro). Dazu muss man allerdings wissen, dass sowohl Umwelt- als auch Innenministerium für 2023 nur unvollständige Zahlen geliefert hat. Die hohe Abhängigkeit von Microsoft und die damit eingeschränkte digitale Souveränität bleibt also weiterhin bestehen.

Im Frühjahr 2025 soll das Projekt “Streaming OS” starten. Es handelt sich hierbei um eine technologische Zusammenarbeit von ARD und ZDF, um zentrale Komponenten ihrer beiden Streaming-Plattformen öffentlich bereitstellen, und so einen gemeinsamen technischen Unterbau für ihre Mediatheken schaffen.

Der Prototype Fund schaut in einer Blogreihe auf einige der in den letzten 8 Jahren entstandenen Projekte, ob und wie es ihnen gelungen ist, nach dem Auslaufen der Förderung durch die Wahl geeigneter Finanzierungs- bzw. Geschäftsmodelle weiter zu existierend. Im Fall von OpenSanctions wurde sogar ein eigenes Unternehmen gegründet, um steigende Anzahl kommerzieller Nutzer bedienen zu können.

Das offene Entwicklung nicht nur auf Quellcode beschränkt ist zeigt der Prototyp, den Forscher an der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Berlin zusammen mit ihren niederländischen Kollegen von der Universität Leiden entwickelt haben. Das OpenSource Low-Field-MRT ist transportabel (weil kleiner und leichter) und deutlich kostengünstiger gegenüber den großen MRT-Röhren.

Klima

Aus den Jahresringen eines Baumes lässt sich nicht nur dessen Alter ableiten, sondern auch die Bedingungen in seinen jeweiligen Wachstumsperioden. Je breiter ein Jahresring, desto wärmer und feuchter war der zugehörige Sommer. Drei Forscher um den Mainzer Klimageografie-Professor Jan Esper haben die 2000 Jahre umfassenden Baumringdaten ausgewertet. Die Sommer der vergangenen 25 Jahre gehören allesamt zu den dreißig wärmsten seit Aufzeichnungsbeginn.

Im Mai 2024 wurde der erste Klimawende Ausblick veröffentlicht. Die Mercator-Stiftungsprofessur für Soziologie hat in ihm bewertet, inwieweit die bis 2045 angestrebte Klimaneutralität durch entsprechende gesellschaftliche Treiber und ihre jeweiligen Dynamiken, Kontextbedingungen und Wirkungslogiken überhaupt die dafür notwendigen politischen und sozialen Transformationsprozesse aufrechterhalten können.

Wie der Climate Action Tracker zeigt, hat die Umsetzung von Maßnahmen des europäischen Grüne Deals seit 2019 den ursprünglich prognostizierten Emissionspfad um mehr als ein Grad verbessert. Umso wichtiger diesen Trend auch nach den EU-Wahlen konsequent fortzusetzen.

Auch der neue “Umweltmonitor 2024” des Umweltbundesamtes bestätigt diese positiven Veränderungen. So wird die Luft sauberer und die Energiewende kommt voran. Wie der Artikel auf Klimareporter aber auch klar betont, bestehen in den Bereichen Wasser und Verkehr weiter große Defizite.

Luftverschmutzung

Der Copernicus-Atmosphärenüberwachungsdienst (Copernicus Atmosphere Monitoring Service – CAMS) liefert kontinuierliche Daten und Informationen über die Zusammensetzung der Atmosphäre inklusive 4-Tage-Prognose. Der Dienst ist damit eine wichtige Informationsquelle, was auch die überarbeiteten EU-Luftqualitäts-Leitlinien betonen. Der Copernicus-Blog beklagt, dass die Luftverschmutzung in der EU weiterhin zu den Hauptursachen für vermeidbare Todesfälle zählt.

Ein weiteres Visualisierungsangebot gibt es mit der Echtzeit-Karte des Luftqualitätsindex, die Daten aus verschiedenen Quellen, unter anderem auch von Sensor.Community, bezieht.

Dass z.B. Fahrverbote für alte Dieselautos und der damit einhergehenden geringeren Belastung mit Feinstaub einen deutlichen positiven Effekt haben, hat eine neue Analyse von Krankenkassendaten ergeben. So haben Kinder aus Umweltzonen viel seltener Asthma.

Energie

Ein von Züricher Forschenden entwickelter Sensor benötigt keine externe Energiequelle mehr, da er rein mechanisch funktioniert, indem er einfach die in Schallwellen enthaltene Schwingungsenergie nutzt. Damit entfällt das lästige Wechseln leerer Batterien in den im Feld ausgebrachten Sensoren und giftiger Elektromüll wird auch eingespart.

Am Dienstag, den 25.6.2024, gibt es zwischen 15:30 und 17:00 in einem Online-Seminar, die Gelegenheit, das E-Mob EE Photovoltaik-Beratungstool kennenzulernen. Mit ihm lässt sich die Wirtschaftlichkeit einer geplanten PV-Anlage im Zusammenspiel mit dem Laden von Elektrofahrzeugen berechnen.

Nerds im Energiemanagement, eine Idee eskaliert

Wasser

Die grenzüberschreitende Recherche “Under the Surface” legt die Krise offen, in der die Grundwasserbestände Europas stecken: neben Verschwendung, industrieller Übernutzung sorgt auch die zunehmende Belastung mit Schadstoffen für eine Verknappung sauberen Wassers.

Annika Joeres hat in ihrem Vortrag auf der re:publica darüber gesprochen, wie schwer es überhaupt ist, an Daten zu kommen, welche Industrie wie viel Wasser nutzt, wer es verschmutzt und wie knapp es ist, da die Industrie alles dafür tut, dies nicht offenlegen zu müssen.

Rebound-Effekt

Dass die Digitalisierung in der Landwirtschaft den Wasserverbrauch bei der Bewässerung reduzieren kann, zeigt z.B. der Einsatz von Gärtner-Robotern, die nachweislich den Verbrauch um die Hälfte senken konnten. Trotz zunehmender Technisierung ist dennoch der Verbrauch von Agrochemikalien in Deutschland in den letzten 20 Jahren nahezu konstant geblieben.

Schuld ist nach Bewertung von Reset der Rebound-Effekt, der eintritt, weil die Automatisierung es eben nicht nur erlaubt, die Landwirtschaft in ihren bestehenden Grenzen effizienter zu machen (vornehmlich mit dem Ziel Kosten zu sparen), sondern leider auch die Bewirtschaftung weiter zu intensivieren und auszuweiten. So könnten zum Beispiel zusätzliche Äcker erschlossen werden, deren Bebauung sich bisher nicht gelohnt hatte bzw. nicht möglich war. Die Lebensräume der da noch vorhandenen Arten sind dadurch zusätzlich bedroht. Ähnliche Fehlanreize gibt es bei der Bewässerung, da sich nun mit der gleichen Wassermenge weitere Äcker bewässern bzw. auch wasserintensivere Kulturen anbauen lassen. Zudem sind viele digitale Systeme darauf ausgerichtet, den Ertrag weniger Sorten hoch zu optimieren, mit allen Risiken, die solche Monokulturen mit sich bringen.

So lange also Nachhaltigkeit nur ein Seiteneffekt bleibt, ist kein wirklicher Mentalitätswechsel vollzogen. Dieser muss aber kommen, z.B. auch durch geeignete Agrarförderstrukturen, die den Erhalt der Biodiversität oder die Speicherung von CO2 stärker gewichten.

Auch die Zusammenarbeit muss mehr belohnt und die Datenkreisläufe geschlossen werden.

Mobilität

Der Referentenentwurf des Gesetzes zur Bereitstellung und Nutzung von Mobilitätsdaten stand seit dem 19.4. zur Kommentierung bereit (bei Politico gibt es auch einen Stand vom 7.5.) und diese Möglichkeit haben sowohl die Wikimedia als auch die Bitkom genutzt. Wikimedia kritisiert, dass die ausdrückliche Erwähnung der Creative-Commons-Lizenzen wieder entfallen ist, und wünscht sich eine Lockerung der Meldepflichten für nicht-offizielle Dateninhaber. Die Stellungnahme der Bitkom fürchtet dagegen Mehraufwände und ein Risiko für Geschäftsmodelle der Dateninhaber.

Das statistische Bundesamt hat eine Aufstellung von Jahreskalendern für Verkehrsunfälle unter Alkoholeinfluss veröffentlicht. Aus ihnen wird die Häufung an Wochenende als auch Feiertagen deutlich. Auch der Rückgang während der Pandemiezeit ist wenig überraschend.

Ein wissenschaftliches Paper beschäftigt sich mit der Planung einer Fahrradwege-Infrastruktur in engen urbanen Räumen.

Die Analyse von Bewegungspfaden erleichtern die Werkzeuge des QGIS-Plugins Trajectools. In der neusten Ausbaustufe werden auch GTFS Algorithmen unterstützt, mit denen einzelne ÖPNV-Linien als auch Segmente (Routen und Haltestellen) als Shapes aus einem GTFS-Datensatz extrahiert werden können.

Geodaten

Ein weiteres nützliches QGIS-Plugin ist der GeoBasis Loader, der viel Arbeit beim Finden und Einbinden von Geodiensten ins QGIS abnimmt. In der neuen Version v0.4 werden derzeit 160 freie WMS/WMTS/WFS unterstützt.

Auch die Geodaten-Bibliothek GDAL wurde in einer neuen Version veröffentlicht. Sie unterstützt nun auch die räumliche Filterung im kommenden GeoParquet 1.1.

Wastefreemap ist eine Themenkarte für das kollektive Erfassen von Recycling- und Wertstoffhöfen. Eine Fallstudie zeigt ihren Nutzen.

Anita Graser hat auf ihrem Blog ihre Höhen und Tiefen dokumentiert, die sie beim Einsatz von ChatGPT als Unterstützung für die Analyse von Bewegungsdaten durchlebt hat.

Neue KI-Modelle

Das Start-up NXAI aus Linz hat seine neue Architektur für Sprachmodelle vorgestellt. Die sogenannten Extended-Long-Short-Term Memory-Modelle (xLSTM) sollen besser sein als Transformer.

DeepSeek aus China stellt für seinen KI-Chat SDKs und APIs als Open Source bereit und möchte damit ChatGPT Konkurrenz machen.

(Künstliche) Intelligenz in der Praxis

Es gibt umfangreiche Interviews mit Holocaust-Überlebenden. Um diese interaktiver erlebbar zu machen kann man dem Interviewten nun selbst Fragen stellen und eine Künstliche Intelligenz findet die passenden Antwortsequenzen. Auf der Plattform LediZ (Lernen mit digitalen Zeugnissen) kann man die in 3D aufgenommenen interaktiven digitalen Zeugnisse nutzen.

Wie man den Einsatz Menschenzentrierte KI (englisch HCAI – Human-Centered AI) in Bibliotheken umsetzen kann, beschreiben Forscher der Arbeitsgruppe Web Science beim ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft. Das Wissen, um Chancen und Risiken von KI richtig beurteilen zu können, wird dabei systematisch bei den Bibliothekar:innen aufgebaut. Sie sind beim Design der KI von Anfang an miteinbezogen und werden in die Lage versetzt, die KI-Systemen auch im Betrieb bewerten und überwachen zu können, ob sie die ethischen Richtlinien, die sie zuvor erarbeitet haben, auch genügen.

Aus einer Kooperation von AlgorithmWatch und ZDF Magazin Royale ist eine Recherche entstanden, die offenlegt, wie die EU mit Künstlicher Intelligenz ihre Grenzen schützen will. Dazu hat die EU-Kommission in den letzten zehn Jahren massiv in die Forschung investiert. Bei den untersuchten Projekten ging es unter anderem um die Vorhersage von Migrationsbewegungen, automatische Auswertung von Asylanträgen oder auch Lügendetektoren bei der Befragung von Geflüchteten. Viele Dokumente – wie zum Beispiel die Ethikberichte der Projekte – bleiben aber oft unveröffentlicht. Generell wird versucht, Migration als Sicherheitsthema zu framen. Und Missbrauchspotenzial bei den Tools gibt es zur Genüge.

Matthias Spielkamp, Gründer und Geschäftsführer von AlgorithmWatch, thematisiert in seinem Vortrag auf der re:publica dies als “Gipfel des Zynismus”, wenn die Diskussion darüber, was beim Einsatz von KI denkbar und wünschenswert ist, bewusst verengt wird.

Um genau solche Voreingenommenheiten (Bias) in textbasierten KI-Modellen (NLP) zu erkennen, wurde das Python-Package Biaslyze entwickelt. Entwickler*innen können somit Diskriminierungsrisiken frühzeitig identifizieren und minimieren.

Auf Schwarmintelligenz setzen Forschende der TU Graz und Universität Graz. Sie haben eine zerbrochene frühchristliche Altarplatte aus Lavant digitalisiert. Sie hoffen darauf, dass Bürger*innen ihnen so helfen können, sie Citizens-Science-mäßig im Internet zusammensetzen.

KI für Flora und Fauna

Die Vogelpopulationen genauer vermessen zu können, verspricht das Projekt Bird Mapper des Hobby-Ornithologen Marc Neumann. Es nutzt die neuste KI-Forschung, im Vögel an Hand ihres Gesangs und ihrer Rufe zu identifizieren und zählen zu können. Um das Vogelsterben zu bremsen und langfristig zu verhindern müssen entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden. Die Datengrundlage dazu ist allerdings dürftig, da sie noch auf durch ehrenamtlichen Beobachtungen gestützte aufwendigen Kartierungen basiert.

Auf Citizen Science setzt die App Flora Incognita. Sie wurde von der der Technischen Universität Ilmenau und dem Max-Planck-Institut für Biogeochemie 2018 entwickelt. Nach eigenen Angaben wurde seit dem 5 Millionen Mal heruntergeladen. Sie kann auf Grundlage eines Fotos mehr als 16.000 Pflanzenarten bestimmen. Täglich gibt es so über 300.000 Bestimmungsanfragen. Der Nutzer bekommt Namen und Steckbrief der erkannten Pflanze angezeigt. Die Forschenden können aus den übertragenen Fotos ein umfassendes Monitoring der pflanzlichen Biodiversität durchführen. So werden die europaweite Verschiebung des Blühbeginns sowie das Auftauchen invasiven Pflanzenarten dokumentiert. Wesentlich für den Artenschutz, da so frühzeitig Gegenmaßen ergriffen werden können.

Mit Bäumen sprechen können und sich von ihm seine nähere Umgebung beschreiben lassen, die ChatGPT-API macht’s möglich. Inzwischen auch Tara Calishain auch noch eingebaut, den Baum nach Lokalnachrichten zu fragen.

Gesundheit

Patienten können sich seit kurzem “verständlich und transparent” auf dem Klinik-Atlas über das Angebot der 1700 Krankenhäuser informieren, um so das für sie am geeignetsten erscheinenden Krankenhaus entscheiden zu können, wie heise als auch taz berichten. Bei nähere Beschäftigung mit dem Portal sind allerdings einigen schon Mängel bei der Datenqualität bzw. offensichtlich unvollständige Daten aufgefallen. Nach Kritik an fehlerhaften Angaben wurde schon das erste Update nachgeschoben.

Forschende sollen in sicheren, virtuellen Verarbeitungsräumen Zugang zu Gesundheitsdaten bekommen, auch aus den elektronischen Patientenakten. Diese werden dazu vorher entsprechend so aggregiert, anonymisiert bzw. pseudonymisiert, dass der Datenschutz gewahrt bleibt. So ist es jedenfalls beim Registergesetz geplant.

Monitoring

Die EU überwacht die Umsetzung digitaler öffentlicher Dienste ihrer Mitgliedsstaaten mit dem DESI 2023 dashboard for the Digital Decade. Wenig überraschend dümpelt Deutschland im hinteren Mittelfeld.

Mit dem Einsamkeitsbarometer des Kompetenznetz Einsamkeit (KNE) am Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e.V. soll die Langzeitentwicklung von Einsamkeit in Deutschland dauerhaft gemonitort werden.

Und sonst so

Die Vorträge von den Hauptbühnen der re:public stehen zum Nachschauen in dieser Playlist. Unter anderem wurde über die Zukunft von Gemeinfreiheit gesprochen. Auch die Rechercheergebnisse, wie unterschiedlich Grundbesitz in Berlin und anderen Hauptstädten verteilt ist, wurden präsentiert. Auf die Potenziale einer offenen Circular Society geht Maximilian Voigt ein.

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