shit-chat – Out in the Open September 2023

03.10.2023 von Klara Juhl (Code for Osnabrück), Jörg Reichert (Code for Leipzig) et al.

Transparenz und Informationsfreiheit

Bekommen Bürger:innen bei Behörden keine Auskünfte, stehen ihnen Beauftragte für Informationsfreiheit als Ansprechpartner:innen zur Verfügung. Diese sehen sich allerdings häufig mit wenig Ressourcen und Befugnissen konfrontiert. Ein Gastbeitrag von FragDenStaat auf LTO skizziert die aktuelle Situation und fordert: Die Stellung der Beauftragten muss sich verbessern!

Schon im Juli berichteten wir vom schleppenden Vorankommen beim Bundestransparenzgesetz. Terminliche Versprechungen wurden nicht eingehalten; das Gesetz scheint für die Koalition in die zweite Reihe gerückt zu sein. Nun fordert ein Bündnis aus Nichtregierungsorganisationen in einer gemeinsamen Pressemitteilung Fortschritte.

Kurz vor den Landtagswahlen in Hessen und Bayern mag es für einige Wähler:innen durchaus von Interesse sein, wie die einzelnen Parteien zum Thema Transparenz stehen. Auf FragDenStaat lassen sich die parteilichen Position anhand sog. Wahlprüfsteine nachvollziehen.

Passend dazu: Das GitHub-Repository qual-o-mat-data stellt Daten des Wahl-O-Mats der Bundeszentrale für politische Bildung (BPB) zur Verfügung. Die BPB veröffentlicht die Daten seit zwei Jahren im Excel-Format, allerdings sind die Datensammlungen nicht strukturiert und Daten von vor 2021 sind erst gar nicht enthalten. Im Repository lassen sich alle Daten seit 2002 in einem JSON-Format beziehen, geordnet nach Jahren und Bundesländern. Wer eine Gesamtübersicht im Textformat bevorzugt, wird an anderer Stelle ebenfalls fündig.

Mit dem science-o-mat.de der Scientists for Future kann man die Positionen der einzelnen Parteien zu den Themen Klimawandel und Nachhaltigkeit vergleichen. Die Berechnung, wie weit diese dann jeweils mit der eigenen Position übereinstimmen, erfolgt entsprechend dem Rechenmodell des Wahl-O-Mat.

Das Portal GovData kann einen großen Erfolg verzeichnen: Mit dem Saarland ist das letzte fehlende Bundesland der “Verwaltungsvereinbarung GovData” beigetreten. Das bedeutet: Alle deutschen Bundesländer und der Bund selbst sind nun Mitglieder! Die Plattform soll einen zentralen und einheitlichen Zugriff auf offene Daten ermöglichen, egal ob es sich um Daten aus Landes- oder Kommunalebene handelt.

Klima(schutz), Nachhaltigkeit & Co

Das neue Klimadashboard bündelt wichtige Daten zur Klimakrise - interaktiv, grafisch aufbereitet und leicht verständlich. Das Portal ist frei verfügbar und sammelt zahlreiche Informationen: “Vom verbleibenden CO2-Budget bis zur Wetterstation bei dir ums Eck.”

Die Klimakrise bringt klimatische Veränderungen mit sich, die mittlerweile auch in Mitteleuropa zu spüren sind. Wer wissen möchte, wie sich die Verschiebung der klimatischen Bedingungen weiterentwickelt, kann sich eine Karte von Johannes Christ anschauen. Sie blickt sowohl in die Vergangenheit als auch in die Zukunft und basiert auf Daten des Umweltbundesamtes.

Gerade im Mobilitätssektor schlummern große Potenziale zum Einsparen von Emissionen. Dazu beitragen könnte die Stärkung des Radverkehrs - wenn denn die Fortbewegung mit dem Drahtesel attraktiv ist. Die Realität jedoch besteht vielerorts aus schlecht ausgebauten Wegen und hohen Unfallzahlen: In der Schweiz sticht insbesondere Zürich heraus, wenn es um die Anzahl der Fahrradunglücke geht. Ein Team um den Journalisten Simon Huwiler hat deshalb auf Basis offener Daten eine interaktive Unfallkarte veröffentlicht.

Immerhin bemühen sich immer mehr Städte, den Bedarf nach Radwegen sichtbar zu machen: In zahlreichen Orten wachsen Raddauerzählstellen aus dem Boden, welche die Anzahl der Radelnden messen. Nicht immer sind die gesammelten Daten frei verfügbar - in München werden die Messungen der Zählstellen auf dem stadteigenen Open Data-Portal zur Verfügung gestellt.

Überhaupt beschäftigen sich immer mehr Open Data-Projekte mit dem Thema Radverkehr. So zum Beispiel die Karte der infraVelo aus Berlin: Neben dem Radwegenetz kann man hier Projekte ausfindig machen, die der Verbesserung der Infrastrutur dienen.

Dass sich der Klimaschutz nicht einzig und allein auf die Stärkung des Radverkehrs konzentrieren sollte, ist mittlerweile allen klar - doch in welchen Bereichen bringt die Einsparung von CO2 am meisten? BR Data hat den öffentlich zugänglichen Projektionsbericht des Umweltbundesamtes analysiert und daraus einen CO2-Rechner abgeleitet. Er zeigt, welche Maßnahmen wirklich wie viele Emissionen einsparen können.

OpenData besser erklären

Ein Artikel beleuchtet, warum Open Data, speziell auch High Value Datasets, für die Linux Stiftung und ihren Teilprojekten in diversen Branchen (z.B. Landwirtschaft, Fintech, Versicherungen) so bedeutsam ist.

Dennoch fragte sich Thijs Lucas bei seinem Vortrag beim WebMontag, wie man das Thema Open Data mit seinen teilweise doch trögen Zahlen-Tabellen aus der Nerdblase heraus bekommen könnte. Er schlägt vor, mehr Kunst mit Open-Data zu machen um so den Nutzen von offenen auch nicht technisch denkenden Menschen zugänglicher zu machen.

Eine immer noch oft gewählte Form sich mit Open Data auseinanderzusetzen, sind Hackathons, wie z.B. der Münsterhack in Münster. Dieser findet bereits seit 2017 jeweils einmal im Jahr statt. Sebastian Köffer, einer der Organisatoren, reflektiert in seinem Blogeintrag, wie man sich die Kritik am Format zu Herzen genommen hat und versucht durch entsprechende Maßnahmen für mehr Repräsentanz auf der Veranstaltung selbst, Kommunikation realistischer Erwartungen und auch Förderung der langfristigen Weiterentwicklung der Prototypen in Zusammenarbeit mit lokalen Firmen und der ansässigen Verwaltung zu sorgen.

Die Abschlusspräsentation des GLAMhack 2023 und die entstandenen Projekte bei den Energy Data Hackdays, zwei Hackathons, die im letzten Monat stattfanden, zeigen beispielhaft, welche interessanten Auswertungen und Anwendungen aus offenen Daten entstehen können.

OpenSource

Als Entwickler und Betreiber von OpenSource-Software ist man in der Regel von externen Diensten und Werkzeugen abhängig, die den Entwicklungsprozess unterstützen, als auch das Bereitstellen und Warten der Anwendung selbst ermöglichen. Auf der Seite free-for.dev hat man sich die Mühe gemacht, aufgeschlüsselt nach den Aufgabengebieten im Entwicklungsprozess, jeweils eine kuratierte Liste von Diensten zusammenzustellen, die bei Einhaltung bestimmter Bedingungen auch eine kostenlose Nutzung erlauben.

Trotzdem sei daran erinnert: “Um gemeinsam das enorme Potenzial von Open Source für die Verwaltung zu heben, ist mehr als ein virtueller Ort wie Open CoDE erforderlich, an dem man sich technisch mit Open Source auseinandersetzt. Kompetenz und Kultur werden gebraucht.”, wie Dr. Christian Knebel in seinem Beitrag “Zeit für ein Open Source Ökosystem in der öffentlichen Verwaltung” meint.

OpenAccess

Nicht alle von Bundesbehörden oder Ministerien in Auftrag gegebene Gutachten und Studien werden automatisch veröffentlicht. Stefan Kaufmann fordert daher, dass sich die Veröffentlichungspraxis ändern muss: Öffentliches Geld = Öffentliches Gut, also immer veröffentlichen, unabhängig von der Bewertung von vermeintlichen Nichtinteresse für die Öffentlichkeit.

Ähnlich problematisch ist, dass in Deutschland verbindliche Standards, die aber von privaten Vereinen wie z.B. dem Deutschen Institut für Normung e. V. (DIN) erlassen werden, per Gesetz (Urheberrechtsgesetz §5 Absatz 3) nicht vom Urheberrechtsschutz ausgenommen sind. Wenn die Gebühren für den Zugang nicht zahlen möchte, kann damit nur in eine der 90 über das Bundesgebiet verteilten Terminalstandorte gehen und sie dort ansehen (aber nicht ausdrucken). In den USA, wie heise online berichtet, ist man da inzwischen weiter.

Überwacher überwachen

Während Justiz- und Innenminister der EU-Staaten mit der EU-Chatkontrolle ein Gesetz verabschieden wollen, dass es Polizei und Behörden erlauben würde, private Kommunikation massenhaft und anlasslos durchsuchen zu können, zeigen die von FragDenStaat und ZDF Magazin Royal veröffentlichten Chat-Verläufe innerhalb der Frankfurter Polizei, dass man Personen, die offensichtlich selbst nicht fest auf dem Boden des Grundgesetzes stehen, niemals eine solche Macht geben sollte.

Ebenfalls von FragDenStaat, diesmal aber in Kooperation mit dem Stern, offengelegte E-Mails und Dokumente aus deutschen Behörden zeigen, wie weit man sich unterwürfig von Tesla bevormunden ließ.

Kritische Berichterstattung wie diese wäre in Gefahr, wenn man die technischen Möglichkeiten schaffen würde, verschlüsselte Kommunikation umgehen zu können.

Neues aus der Welt der Geodaten

Der GeoObserver weist auf die Linkliste von Ivo Partschefeld hin, der in dieser die verschiedenen kostenfreien Zugangsmöglichkeiten zu den Flurstücksdaten (ALKIS) der einzelnen Bundesländer zusammengetragen hat.

Zudem hat das Bundesamt für Kartographie und Geodäsie die TopPlusOpen Präsentationsgraphiken aktualisiert.

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