Tal-O-Mat – Bürgerbeteiligung ernst nehmen

Das Talomat Team
19.12.2016 von Eileen Wagner

Ann-Cathrin Klappert, Christopher Reinbothe und Sam Zeini haben einen Tal-O-Maten gebaut. Der informiert die Bevölkerung zu Wuppertaler Wahlen. Eine Geschichte über Crowdsourcing, Flyerfragen und ein kleines Team, das die Bürgerbeteiligung sehr ernst nimmt.

Ausgangspunkt

Der Wahl-O-Mat der bpb gehört bereits zum politischen Alltag. Bürgerinnen und Bürger können sowohl für Bundes- als auch für Kommunalwahlen eine neutrale Wahlempfehlung auf deren Website einholen. Das Prinzip: Parteien und Nutzer positionieren sich zu bestimmten politischen Fragen, was der Wahl-O-Mat aufzeichnet. Dann werden die Parteien nach Meinungsübereinstimmung aufgelistet. Oft überraschen die Ergebnisse. Denn häufig haben WählerInnen keine Zeit, alle Wahlprogramme vor einer Wahl zu lesen. So kann der Wahl-O-Mat informieren und zugleich einen Überblick zu den aktuellen Wahlthemen geben.

Das dachten sich auch Ann-Cathrin Klappert, Christopher Reinbothe und Sam Zeini aus Wuppertal. “Die Wahlbeteiligung in Wuppertal ist ziemlich unterirdisch, und es liegt unter anderem daran, dass die wenigsten Leute wirklich gut informiert sind,” meint Ann-Cathrin. Der Wahl-O-Mat ist zwar hilfreich, deckt aber nicht alle Wahlen ab. So entstand die Idee, einen eigenen Wahl-O-Maten für die kommende Kommunalwahl zu bauen. Sie trafen auf Gleichgesinnte beim Open Data Day im Februar 2014.

Crowdsourcing

Für die Kommunalwahl im Mai 2014 hat das Team 40 Thesen aus aktueller Kommunalpolitik gewählt. Die Vorlage gab es schon bei Mat-O-Wahl. Christopher musste den Open Source Code nur noch für die Wuppertaler Wahl anpassen. Doch ganz so reibungslos wie die technische Umsetzung verlief der politische Prozess nicht. Die größte Partei konnte leider nicht für den Tal-O-Mat gewonnen werden. Dadurch ließ sich das OK Lab aber nicht entmutigen, ganz im Gegenteil, derer Tal-O-Mat startet nun zum zweiten Mal für die Oberbürgermeisterwahl am 13. September durch.

Dieses Mal nahm das Team über 120 Fragen über Crowdsourcing auf und leitete 30 von ihnen weiter an die sieben Direktkandidaten. Die Fragen decken ein breites Spektrum ab, von Bebauungen und Lärmpegel über Fahrradwege, Schauspielhäuser und einen Gebärdendolmetscher im Stadtrat. Seit Montag ist der Tal-O-Mat 2.0 live auf wuppermeister.de.

Feel Good Service

Was geholfen hat: die Berichterstattung des WDR und die Flyer, die an der Bar ausgelegt und eingesammelt wurden. So erreichten sie viel mehr BürgerInnen. Denn viele wissen gar nicht, dass es diese Möglichkeit gibt; und wenn sie es wissen, hoffen sie meistens nicht auf eine Antwort. “Aber wenn du dich hinstellst und sagst, ‘Schick uns doch deine Fragen, wir kümmern uns drum!’ dann hast du die Wähler direkt angesprochen, und dabei gibt es auch noch einen Feel Good Service.” Durch den Tal-O-Maten werden PolitikerInnen aufgefordert, ihnen zu antworten.

Für PolitikerInnen heißt es, dass die Fragen gebündelt und in verständlicher Form präsentiert werden. Das Redigieren und Interpretieren übernimmt nämlich das OK Lab Team. Bei manchen Kandidaten ist der Tal-O-Mat deshalb sehr beliebt.

Aber wenn du dich hinstellst und sagst, ‘Schick uns doch deine Fragen, wir kümmern uns drum!’ dann hast du die Wähler direkt angesprochen.

Christopher R.

Außerdem leistet der Tal-O-Mat einen wichtigen Beitrag zur Demokratie. Da Fragen und Antworten transparent bleiben, können andere WählerInnen sich an der Diskussion beteiligen. Nach der Wahl wird daher ein Fragenkatalog veröffentlicht und dem oder der gewählten BürgermeisterIn überreicht. So aktiviert der Tal-O-Mat zu mehr Austausch und Bürgerbeteiligung.