Lukas ist 23 Jahre alt, Software-Entwickler und wohnt in Nürnberg. Seit 2014 ist er in der Community von Code for Germany aktiv, zunächst in Heilbronn und inzwischen in Nürnberg. Hier baut er, gemeinsam mit anderen, gerade ein neues Code for Germany Lab auf.
Wie war dein Weg ins Code for Germany Netzwerk?
Ich glaube, damals hat die lokale Zeitung in Heilbronn, die Heilbronner Stimme, etwas zu Code for veröffentlicht. Mein Kumpel Franz hat es gefunden und mich darauf aufmerksam gemacht. Es war während der Code Week 2014 oder 2013, das weiß ich nicht mehr genau. Jedenfalls bin ich hingegangen, war bei ein paar Veranstaltungen und dann bin ich da immer mehr reingerutscht. Als Schüler habe ich mich sehr für’s Programmieren interessiert, aber bis dahin hatte ich immer nur Kleinigkeiten selbst programmiert. Bei Code for Heilbronn habe ich dann meine ersten richtigen Projekte umgesetzt. Von 2014 bis 2017 war ich da echt immer jede Woche ein paar Tage. Das Lab in Heilbronn war in einem Coworking-Space in der Stadt, der war damals ganz neu und ich habe dort tolle Menschen kennengelernt. Von denen habe ich so viel gelernt! HTML, JAVASCRIPT, CSS beispielsweise, und außerdem gab es immer coole Vorträge und wir haben an Tools gebastelt.
Später bist du nach Nürnberg umgezogen, wie sieht es dort mit Code for Germany aus?
Hier in Nürnberg habe ich so eine Initiative vermisst und deswegen dann Leute im Landkreis gesucht, um etwas aufzubauen. Eigentlich sollte das schon alles letztes Jahr passieren, ich hatte dann aber zwischendurch viel anderes zu tun. Insgesamt war das aber witzig. 2015 hat schonmal jemand einen Blogpost auf einem privaten Blog veröffentlicht, dass er hier gerne ein OK Lab gründen würde. Diesen Artikel habe ich dann 2018 bei meiner Google Suche nach Code for Germany in Nürnberg gefunden. Seitdem bin ich mit der Person in Kontakt. Dann haben sich immer weitere aufgetan, von jeder Person habe ich wieder was Neues gehört und zwei neue gute Kontakte bekommen. Ich bin auch auf die Hochschulen und das Urban Lab in Nürnberg zugegangen. Das Urban Lab ist eine tolle Organisation mit vielen verschiedenen Projekten. Die sind jetzt ein riesiger Multiplikator für uns. Derzeit bin ich dabei noch andere Organisationen aus der Zivilbevölkerung anzuschreiben, um noch mehr Leute zu finden, die gerne mitmachen möchten.
Warum wolltest du ein OK Lab gründen und hast dich nicht einer der anderen Initiativen, die es schon gab, angeschlossen?
Ich habe [das Netzwerk] einfach zu schätzen gelernt. Es gibt sehr wenige Organisationen oder Initiativen, die was mit Software oder Daten machen, und auch die Themen Informationen und Wissen sind oft wenig beleuchtet. Das ist oft alles sehr Hardware-lastig und ich habe keinerlei Skills, was Hardware angeht oder irgendwas Praktikables. Deswegen bin ich zu Software und Daten, verdammt! [lacht] Außerdem finde ich es super wichtig, dass die Städte offener und digitaler werden. Da sind andere Bundesländer auch schon weiter als Bayern. Nehmen wir zum Beispiel Nordrhein-Westfalenm da gibt es immerhin einige Datensätze, die frei zur Verfügung stehen. Das fehlt hier in der Stadt. Es gibt jetzt langsam eine Initiative, ein Data-Portal aufzusetzen. Wir wollen gerne auf die Stadt zugehen und daran mitarbeiten.
Was wäre dein Traumprojekt?
In Heilbronn hatten wir ein Projekt zu den Stolpersteinen der Stadt gemacht, in Kooperation mit dem Stadtarchiv, das hat mir sehr gut gefallen. Das war ein sehr bewegendes Projekt. Das Gleiche möchte ich auch hier umsetzen. Aber wie genau das mit den Daten aussieht weiß ich noch nicht. Ein genereller Vorteil von Code for Germany ist auf alle Fälle, dass Projekte einfach redeployed werden können, Gieß den Kiez wäre da bestimmt auch ein Kandidat für uns. Und dann gibt es da noch ein anderes Projekt, für das ich ein bisschen ausholen muss. Wir wollen Klimafaktoren der Stadt Nürnberg auf einer Karte visualisieren und Hitzeinseln aufzeigen. So wollen wir herausfinden und verdeutlichen, was das mit Bebauungsdichte und Begrünung zu tun hat, beziehungsweise welche Wechselwirkung verschiedene Faktoren haben. So ein bisschen Citizen-Science-mäßig. Das soll ein Teil des Hitze-Aktionsplans der Stadt werden. Der Gegensatz zu Hitzeinseln wären dann kühle Orte, z.B. U-Bahn-Stationen, Museen und Kirchen. Das hilft dann auch wirklich der Bevölkerung, die weiß, wo sie hin ausweichen kann. Das möchten wir erstmal ganz klein umsetzen und dann das Feedback abwarten. Dafür haben wir auch schon eine Projektförderung gewonnen, 5.000 Euro, die wir dann für Ehrenamtspauschalen nutzen wollen.
Was wünschst du dir für die Zukunft?
Also, erstmal ist es uns wichtig, ein paar kleine Projekte umzusetzen. Das ist für mich auch einfach eine sehr schöne Freizeitbeschäftigung. Gleichzeitig will ich auch ein bisschen was für die Allgemeinheit machen und natürlich viele interessante Leute treffen. Das passiert, aber auch eigentlich immer bei Code for. Ich habe damals echt so viel gelernt in diesem Netzwerk. Und deswegen wäre es auch schön, wenn wir hier bald Workshops oder Veranstaltungen, bzw. kleine Meet-ups oder Vorträge anbieten können. Wir sind inzwischen echt eine Handvoll sehr motivierter Leute und nochmal so zehn Leute, die eher beobachten. Wir wollen uns bemühen, alles möglichst ungezwungen aufzusetzen, damit sich Leute nicht so schnell ganz verabschieden, wenn Beruf oder Kinder dazwischenkommen. Außerdem sollen sich alle wohl fühlen, auch die ohne Programmier-Skills. Für mich ist Digital Literacy auf alle Fälle auch ein Thema, das hier gefördert werden soll. Und es reicht auch, wenn Leute mit guten Ideen oder einfach nur so kommen. Das ist alles sehr erwünscht!